1. Geheimnisse von Nonnenwerder 9


    Datum: 24.09.2020, Kategorien: Hardcore, Humor Autor: A-Beatrye

    von Jacqueline
    
    Ein geheimer Tunnel
    
    „Hast du gewusst, dass sich im zweiten Weltkrieg hier auf der Insel Juden versteckt haben?“, fragte Vanessa, als wir versuchten, etwas über das Kloster heraus zu bekommen. „Die Nazis haben die Nonnen hier auf der Insel eingesperrt, was die aber nicht wirklich gestört haben. Die Insel war ja groß genug, um hier auch Landwirtschaft drauf zu betreiben. Aber hier lebten auch über 40 Jüdische Familien aus der Umgebung. Und dazu kamen noch einige Kinder von Eltern, die teilweise wegen der falschen politischen Ansicht deportiert worden sind. Über 500 Personen zum Kriegsende.“
    
    „So groß ist die Insel aber auch wieder nicht, dass die alle nur von der Insel versorgt werden konnten“, sagte Anna nachdenklich. „Auch wenn die sehr wenig gegessen haben. So wenig kann ich mir nicht vorstellen. Da muss doch etwas auf die Insel gebracht worden sein.“
    
    „Das denke ich auch. Vor allem, wie kommt das heute hierher?“ fragte ich.
    
    „Mit der Fähre und einem Lastwagen. Der kommt jeden Montag mit dem Pontonausleger der Fähre“, warf Vanessa ein.
    
    „Nein, den Teil meine ich nicht. Ich frage mich gerade, wie kommen eigentlich Strom und Wasser auf die Insel und wie kommt Abwasser wieder weg? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir heute noch in den Rhein pinkeln.“
    
    „Da gibt es bestimmt Rohre unter Wasser“, überlegte Anna.
    
    „Und ihr glaubt, dass der Hausmeister durch einen Abwassertunnel kriecht? Das glaube ich nun wirklich nicht“, gab Cloe berechtigt zu ...
    ... bedenken.
    
    „Aber was wäre, wenn diese Rohre alle in einem schon vorhandenen Tunnel liegen?“, warf ich ein. „Ein Tunnel, den er schon im letzten Weltkrieg gab und wer weiß wie lange davor.“
    
    Alle überlegten. Wie musste ein solcher Tunnel wohl beschaffen sein? Und vor allem, wie sollten sie ihn finden? Und welchen Zweck sollte er früher gehabt haben? Waren die vielleicht nicht nur auf die Insel drauf, sondern auch von ihr herunter geflohen? Dann könnte der Tunnel schon zu Zeiten des 30-jährigen Krieges bestanden haben. Sie hatten die Geschichte des Klosters im Unterricht gelernt. 1112 war es gegründet worden. Und danach hatte es eine lange und wechselvolle Geschichte, bei der es verschiedene Male in arge Bedrängnis geriet. Also war ein hochwassersicherer Fluchttunnel wohl das wahrscheinlichste. Doch wie hoch war der höchste Wasserstand bisher?
    
    Wir begaben uns zur Skala mit den Markierungen. Nach diesen Angaben war bei der höchsten Flut das Erste Stockwerk zwanzig Zentimeter überflutet gewesen. Wir peilten von diesem Punkt mit einem Laserpointer auf das Steingebäude auf der anderen Uferseite, von dem niemand genau wusste, wofür es eigentlich gut war. Es stellte sich heraus, dass der Eingang dieses Gebäudes dreißig Zentimeter über dem Niveau des maximalen Hochwassers lag.
    
    „Soll es wirklich so einfach sein?“ fragte ich. „Das wäre doch viel zu offensichtlich.“
    
    „Was ist offensichtlich?“
    
    „Das Steingebäude könnte der Ausgang für den Tunnel sein.“
    
    „Das Ding? Das ist ...
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