1. Das Grimoire 04


    Datum: 27.09.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byAleksana

    Das Grimoire: Melonen
    
    Als ich am Samstagmorgen an den Briefkasten ging, fand ich in der Post einen unscheinbaren Umschlag ohne Briefmarke, deutlich konnte ich darin einen Schlüssel spüren und wusste sofort, was das bedeutete.
    
    Ralf und ich gingen getrennte Wege.
    
    Wir waren lange zusammen gewesen und schon durch viele Hochs und Tiefs gegangen, aber der gemeinsame Urlaub in Kreta hatte unserer Beziehung den Rest gegeben. Der Streit zwischen uns hatte ganz harmlos angefangen, ich hatte Ralf mal wieder gefragt ob wir nicht zusammen ziehen sollten. Ralf reagierte ablehnend, aber ich habe weiter nachgehakt, plötzlich gab ein Wort das Andere und wir hatten einen gewaltigen Krach.
    
    Normalerweise wäre jetzt erst mal jeder seine eigenen Wege gegangen und nach ein paar Tagen hätten wir uns wieder versöhnt, aber hier ging das nicht, wir hatten nur ein gemeinsames Zimmer und statt eines harmonischen Urlaubs, erlebten wir nur noch einen langen Streit in fremder Umgebung.
    
    Nach unserer Rückkehr vereinbarten wir eine 14 tägige Beziehungspause, das war jetzt schon drei Wochen her.
    
    In dem Briefumschlag befand sich der Schlüssel zu meiner Wohnung, Ralf hatte ihn mir jetzt zurückgegeben.
    
    Jetzt waren wir wohl endgültig auseinander.
    
    Schon die Tage zuvor war es mir beschissen gegangen, aber jetzt hätte ich am liebsten nur noch geheult. Zurück in der Küche goss ich mir einen frischen Kaffee ein, als ich durch das Klingeln des Telefons aus meiner Melancholie gerissen ...
    ... wurde.
    
    Ich nahm den Hörer ab und sprach: "Hallo, hier Karin."
    
    "Ja, hallo Karin, hier Lara", meine Cousine war am Telefon, „kann ich mal mit dir reden?"
    
    "Klar kannst du mit mir reden, um was geht's denn?", fragte ich.
    
    Lara druckste herum: "Karin, ich glaub ich brauche deine Hilfe, kann ich jetzt zu dir kommen?"
    
    "Ich muss nachher noch einkaufen, aber komm doch einfach jetzt mal vorbei", antwortete ich.
    
    "Karin", Lara machte eine dramatische Pause, „so einfach geht das nicht, bitte hol' mich gleich ab, am besten mit dem Auto".
    
    Völlig überrumpelt antwortete ich: "Ja, natürlich, ich komm gleich vorbei", und legte auf.
    
    Lara wohnte am anderen Ende der Stadt, und hatte während meines Urlaubs die Blumen gegossen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung was mit ihr los war, wollte sie aber nicht abwimmeln. Wir beide hatten ein gutes Verhältnis zueinander, ich glaube ich war für sie so etwas wie eine ältere Schwester. Denn oft kam sie mit Problemen zu mir, die sie ihren Eltern nicht erzählen wollte.
    
    Lara und Probleme das war ein Kapitel für sich. Lara war mit ihren 18 Jahren ein bildhübsches Mädchen. Sie war sehr schlank, fast schon dürr und wenn sie ein paar Zentimeter größer gewesen wäre, hätte sie Modell werden können. Stattdessen steckte sie voller Komplexe und wusste nichts mit sich anzufangen. Sie kleidete sich wie eine Vogelscheuche und ließ ihre lockigen blonden Haare wirr ins Gesicht hängen, gerade so, als ob sie sich dahinter verstecken wollte.
    
    Als ich bei ihr ...
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