1. Das hässliche Entchen


    Datum: 29.10.2020, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Hassels

    ... sie, schnell zu ihm zu kommen, da ein Augenarzt da wäre, der ihr Sehproblem untersuchen könne.
    
    Vor drei Monaten hatte sie den Antrag gestellt, jetzt sollte sie sich beeilen.
    
    Eine mehr als verkehrte Welt, dachte sie. Der Augenarzt stellte eine deutlich schlechtere Sehschärfe bei der Standard Helligkeit fest. Als Verordnung bekam sie einen Antrag an die Geschäftsleitung. Es wurde eine um fünfundzwanzig Prozent höhere Lichtmenge an ihrem Arbeitsplatz benötigt, was durch Tausch der Leuchtstoffröhren, problemlos realisierbar wäre. Das einzig ungewöhnliche war, das auch die Werte für Kontaktlinsen genommen wurden. Noch vor 16:00 war sie in ihrem Büro zurück. Sie übersetzte noch eine russische Voranalyse einer Verpackungsmaschine, ehe sie sich noch schnell frisch machen ging.
    
    Hoffentlich sieht der neue Chef nicht die Schweißränder unter den Achseln ihrer Bluse. Auch wenn es sehr warm war, transpirierte sie eigentlich nie. Warum gerade heute.
    
    Reichte es nicht das sie hässlich war? Nein jetzt musste man den Gestank noch sehen. Ihre Gedanken schweiften bis hin zu einer Kündigung, die sie wohl erhalten würde, da der neue Chef als Frauenheld verschrien war. Pünktlich 17:05 klopfte sie an seine Bürotür.
    
    "Herein." Sie hatte nicht damit gerechnet so schnell Einlass zu erhalten, hatte es doch die Runde gemacht, das der neue alle mindestens zehn Minuten hatte warten lassen.
    
    "Setzen sie sich Frau Schubert. Ich habe mir ihre Akte kommen lassen. Eigentlich wollte ich nächste ...
    ... Woche drei Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen mit zur Maschinenbaumesse in Moskau mitnehmen. Sie hatte ich heute Mittag direkt ausgemacht, da Sie keine Scheu gezeigt haben, nein Selbstbewusst waren Sie voran. Dann benötige ich noch einen russisch und einen spanisch Dolmetscher. Das sie alles vereinen, ist für mich ein Glücksfall."
    
    Er bot ihr noch einen Kaffee an und stellte Kekse dazu. Keine lästige Sekretärin machte diese Arbeit, sondern der Chef selbst.
    
    "Und was haben Sie sich so vorgestellt, was soll ich genau machen? Reine Dolmetscher nimmt man nicht mit auf solch lange Dienstreisen." Sie war nicht nur sicher im Auftreten, sie wusste genau was sie wollte. Das imponierte ihm.
    
    "Ich bin froh das Sie sich nicht verstecken. Wie viel Ahnung haben Sie von dem, was Sie übersetzen?" Seine klare und direkte Frage kam ihr gelegen:
    
    "Neben den Sprachen habe ich auch Maschinenbau studiert. Im ersten halben Jahr konnte ich noch in der Versuchshalle Weiterentwicklungen vorantreiben. Dann hat der amerikanische Investor diesen Zweig dicht gemacht. Seither bin ich nur noch für die technischen Übersetzungen zuständig." Er klopfte sich selbst auf die Schulter, hatte er doch schon ganz schnell die Person gefunden, die er dringendst benötigte. Ein Zauberer im Zahlendschungel war er, von Technik, hatte er keine Ahnung. Den Betrieb hatte sein alter Herr für ihn zurückgekauft, nach dem die Amerikaner ihn mehr oder weniger zerschlagen hatten. Die hatten die Lebensgrundlage des Betriebes ...
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