Silvis Wuensche 02: Fadime
Datum: 02.11.2020,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: bykeinAutor
... stockdunkel. Fadime zögerte.
„Die Beleuchtung im Park wird um 22 Uhr abgeschaltet", erläuterte Silvi.
„Wirklich? So spät war ich noch nie unterwegs."
„Das ist aber kein Problem", beruhigte die Ältere, „die Augen gewöhnen sich schnell an das schwache Licht zwischen den Bäumen. Du musst nur auf die dicken Wurzeln achten, die aus dem Boden ragen."
Anfangs etwas zögerlich folgte ihr Fadime auf den Waldweg, aber bald gingen sie wieder Seite an Seite. Sie hörten die Glocke einer Kirche zwölf Mal schlagen, als sie ein Licht vor sich entdeckten. Es war schwach, aber inmitten der umgebenden Dunkelheit wirkte es strahlend hell. Fadime packte ihre Begleiterin verunsichert am Arm.
„Was ist da?"
Silvi antwortete nicht. Bilder aus einer Nacht vor sechs Monaten stiegen in ihr hoch. Aber waren dies echte Erinnerungen oder Hirngespinste, die sie sich eingebildet hatte? Ihr Hals war trocken und sie schluckte unwillkürlich. Fadimes Griff an ihrem Arm wurde beinahe schmerzhaft, während das Licht langsam näher schwebte.
Linde Panik stieg in Silvi auf. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, dass das, was ihre Sinne meldeten, die Realität war. Sie hatte ähnliches als Produkt ihrer Phantasie eingestuft. Dann konnte dies hier und jetzt nicht wahr sein. Träumte sie schon wieder? Allerdings erschien ihr Fadime, die sich weiterhin an sie klammerte, zu real.
„Siehst du auch, was ich sehe?"
Fadime konnte nicht antworten. Aus den Augenwinkeln nahm Silvi nur ein schwaches ...
... Nicken von ihr wahr. Ihr Mund stand offen.
Die winzige Person, die keine zwei Armeslängen vor ihnen über dem Weg schwebte, hatte einen filigranen Körper, von dem das grünlich weiße Leuchten auszugehen schien, und silberne wallende Haare, die ein liebliches Gesichtchen einrahmten. Ein knappes, durchscheinendes Kleidchen schaffte es kaum, die intimeren Details ihrer Anatomie zu bedecken. In einer Hand hielt die kleine Frau einen winzigen Stab, kürzer als ein Streichholz, der wie eine Wunderkerze funkelte. „Hallo, Silvi. Ich freue mich, dich wieder zu sehen."
Die Worte schienen nicht ihre Ohren, sondern direkt ihren Verstand zu erreichen. Wenn das ein Traum war, entschied Silvi, war es ein Alptraum.
„Du bist die gute Fee", stellte Silvi überflüssigerweise fest, „dich gibt es wirklich."
„Schön, dass du dich an mich erinnerst. Das geschieht nicht häufig. Genau genommen nie, denn jedem Menschen ist nur einmal im Leben das Glück beschieden, seine gute Fee zu treffen, wenn am Äquinoktium die Barrieren zwischen eurer und unsrer Welt durchlässig sind und ich mich zwischen ihnen bewegen kann.
Aber ich freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit bekomme, noch einmal mit dir zu reden. Denn durch dich habe ich die Einsicht gewonnen, dass es manchmal angebracht ist, die Regeln beiseite zu lassen. Durch deinen ersten Wunsch war ich über die magische Stunde hinaus an dich gebunden und konnte dich beobachten, bis dein letzter Wunsch in Erfüllung ging. Dies war eine außerordentliche ...