1. Lügen haben lange Beine


    Datum: 11.03.2018, Kategorien: Reif Autor: Debütantin

    Celina ärgerte sich. Der IC von Hannover nach Hamburg quoll förmlich über vor Mitreisenden, was an einem Samstagabend eigentlich eher untypisch war. Für den Sonntagabend hatte sie einen Sitzplatz reserviert. Das half ihr indes nicht sehr viel weiter, denn nun fuhr sie ja schon einen Tag eher. Auch darüber ärgerte sie sich, denn das Wochenende bei Jan hätte anders laufen sollen. Ganz anders. Freitag hatten sie schon begonnen, sich zu streiten. Es ging um die Frage, ob Jan nicht zu ihr nach Hamburg ziehen will, aber das wollte er nicht. Celina war zunächst traurig darüber, dann enttäuscht und schließlich stinksauer. Als er dann noch mit diesem Gerede von Freiheit und Unabhängigkeit angefangen hatte, war es aus gewesen. Das war nicht das, was sie hören wollte. Ganz und gar nicht. Natürlich hatte sie gehofft, dass sich das noch einrenken würde, daraus war aber nichts geworden und so kam es, dass sie nun, müde und kaputt, durch den Zug irrte und einen Sitzplatz suchte. Hoffnungslos. Also ließ sie sich im Übergang zwischen dem Großraumwagen und dem Wagon mit den Abteilen schließlich erschöpft auf ihre Tasche sinken und starrte griesgrämig vor sich hin. Jetzt eine rauchen, dachte sie und schloss erschöpft die Augen.
    
    Eine sonore Männerstimme ließ sie aufschrecken. "Wir hätten in unserem Abteil noch einen Platz frei", sagte diese Stimme. Celina sah erschrocken auf und erblickte einen älteren, freundlich dreinschauenden Herrn mit Schnurrbart, der zu ihr herabsah. "Dann müssen Sie ...
    ... nicht hier auf dem zugigen Gang hocken", fuhr der fort und legte den Kopf ein wenig auf die Seite, dass sein Blick dabei weniger auf ihren Augen, als vielmehr auf ihrem Dekolleté lag, irritierte Celina nicht so sehr, denn sie hatte grundsätzlich Verständnis dafür, dass die Herren der Schöpfung an ihren vollen weichen Brüsten Gefallen fanden. Manchmal nervte es, manchmal nicht so sehr. Aber, die armen Kerle konnten ja nichts dafür. Andererseits war ihr Gesicht direkt auf Höhe seines Schrittes, was natürlich ihrer hockenden Position geschuldet war, aber trotzdem - so war es eben manchmal. Einer guckt hierhin und die andere dahin. So what!
    
    Sie dankte und stand auf, wobei er sie sanft am Arm fasste und ihr im engen, schaukelnden Gang hoch half. "Mein Bein ist eingeschlafen", lachte Celina entschuldigend, als sie den ersten Schritt gehumpelt war. Der Fremde bot ihr seinen Arm an und dankbar hakte sie sich ein. Wie so eine alte Oma, dachte sie und besah sich ihren galanten Begleiter. Geschätzt sicher schon siebzig, also der passende Opa für ihre gebrechliche Fortbewegung. "Ich kenne das von meiner Frau", sagte er, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "Allerdings ist die schon etwas älter". Er lachte heiser und sein Handrücken streifte ihre Brust, während er die andere Hand um ihre Taille legte, um sie zu stützen, Celina spürte seine rauen Fingerkuppen auf ihrer Haut. "Ich heiße übrigens Uwe", sagte ihr Galan und sie roch seinen Atem, in dem sich Spurenelemente von Bier und Alter ...
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