1. Die Jagd


    Datum: 26.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNNNM

    Der Prospekt hatte nicht zu viel versprochen. "Spannende Jagden in einmaliger Natur". So hatte es dort gestanden. So stand es in unzähligen Reiseführern. Und jetzt endlich, nach 20 Jahren im Anwaltsdienst, nachdem er jahrelang seine Frau bearbeitet hatte, diese Reise machen zu dürfen, nachdem er gespart und gespart hatte, stand Joe auf dem Planeten Quinta des Sterns Epsilon Pegasus. Heißer Wind umspielte seinen Kopf. Hohe, an Gras erinnernde, saftig grüne Pflanzen wogten um seine Stiefel. Vor ihm lag eine mehr oder weniger offene Landschaft, am ehesten noch an die früheren Savannen Afrikas, welche er von Farbbilden in alten Büchern kannte, erinnernd. Ein großer, schirmähnlicher Baum beschattete ihn, und in der Ferne zogen große Herden von Tieren, die er wegen der großen Entfernung noch nicht identifizieren konnte, vorbei. Es war wie im Paradies.
    
    Schon gestern, an seinem ersten Tag, war er erfolgreich gewesen: Der Kopf eines Doppelzahntigers mit seinen vier mächtigen, mehr als einen Fuß langen oberen Fangzähnen stand, von einer Maschine fertig präpariert und ausgestopft in einer Box und wartete auf den Abtransport. Der Kopf der Spiralfederantilope mit ihren drei meterlangen, schraubenartig gebogenen filigranen Hörnen war noch in dem Ding. Seine Kunden würden beeindruckt sein, wenn sie ihn über seinem Schreibtisch prangen sehen würden. Und der Eindruck, den seine Mandanten bekamen, war zwar nicht alles, aber war sehr wichtig, das wusste er nach so vielen ...
    ... Berufsjahren.
    
    Wegen der etwas kleineren Schwerkraft auf der Quinta hatten sich besonders große und eindrucksvolle Formen gebildet. Auch er spürte die geringere Schwerkraft. Er fühlte sich leicht und beschwingt, so fit wie seit Jahre nicht mehr. Die Herde dort vorne, die würde er als nächstes aufsuchen. Guten Mutes schulterte er sein Gewehr und ging los.
    
    "Keine Bewegung!" erscholl da eine helle Stimme seitlich von ihm. Unwillkürlich blieb er stehen und riss seine Waffe hoch. Eine Frau trat seitlich von ihm aus dem Gebüsch. Auch sie hatte ein Gewehr, eine ganz neue 120er Anatowski, wie er sofort sah. Ein gutes, teures Gerät. Kein Vergleich mit seiner gebraucht gekauften Westron & Steele. Sie hatte die Waffe gesenkt.
    
    "Bist du blöd oder was?" fuhr sie ihn an. Sie war unglaublich sexy. Mitte Zwanzig mochte sie vielleicht sein. Obenherum ein knappes Top in Militär-Tarnfarben, welches sie unter ihren Brüsten zusammengebunden hatten, so dass diese - sowieso schon nicht klein - üppig hervorstanden. Eine ultraknappe Hotpants, ebenfalls mit Tarnmuster, schwarze Militärstiefel, die ihr bis 10cm über die Knöchel gingen. Und eine Kappe mit Tarnmuster, aus dem hinten ihr strohfarbener Pferdeschwanz hervorstand. Ihre Augen waren blitzblau und ihr Gesicht ebenmäßig und schön. Er schaute sie überrascht an.
    
    "Siehst du nicht, was hier ist?" fragte sie. Es fiel ihm schwer, den Blick von ihr zu wenden. Doch als er es schließlich schaffte, bemerkte er die blanke Sandfläche, die genau vor ihm lag. Die Falle ...
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