1. Die Jagd


    Datum: 26.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNNNM

    ... bestand, geschossen waren und seine Handgelenke unlösbar an den Boden gefesselt hatte. Und er merkte nicht, dass sich ihr Gesicht, dass sie nun gesenkt hatte, und das neben seinem Kopf lag, während ihm sie ein atemloses "Ja, ja, ja..." in die Ohren hauchte, verändert hatte. Aus ihren Augen war das Weiße verschwunden, und sie waren jetzt kohlenschwarz, so wie bei den anderen Tieren, die er heute gesehen hatte. Ihre Nase war fast verschwunden, breit und flach mit zwei schnaufenden Nüstern, und ihr Mund hatte sich nach vorne gewölbt, und als sie ihn nun öffnete, wurden zwei fast 5 cm lange, leicht gebogene, nadelfein zugespitzte Zähne sichtbar.
    
    Und in genau dem Moment, als er kam und anfing, seinen Saft in sie zu pumpen, biss sie zu, präzise in seine Halsschlagader. Das Gift verbreitete sich augenblicklich in seinem Körper, und nach nur wenigen Sekunden lag er bewegungslos da, lebend, doch gelähmt, starr und bewegungslos, an Händen und Füßen durch unzerreißbare Fasern an den Boden gefesselt. Sie löste sich von ihm. Sie hatte nun wenig Ähnlichkeit mit der attraktiven jungen Frau, die sie eben noch gewesen war. Doch nein, ein unvoreingenommener Beobachter hätte durchaus einige Ähnlichkeiten wahrgenommen: Sie ging auf zwei Beinen, ihre Haut war glatt und sandfarben, vielleicht mit einem leichten rosa Hauch, durchaus menschenähnlich. Hände und Füße endeten in kurzen hornfarbenen Krallen, unter denen sich je eine pinkfarbene Drüse befand. Ihr Gesicht hatte nichts mehr ...
    ... menschliches, obwohl es mit den hohen Wangen und der glatten Haut durchaus eine gewisse weibliche Eleganz besaß.
    
    Mit einer raschen Bewegung stach sie ihre steife, kanülenartig hohle Zunge in seine Wade. Ihr Verdauungssekret würde seine Gewebe innerhalb der nächsten Stunde auflösen, und dann könnte sie ihr Mahl beginnen.
    
    Sie trat aus ihrem Bau. Die Sonne glänzte auf ihrem Körper. Sie spürte einen Windhauch an den sensorischen Stacheln auf ihrem Rücken, während sie zu dem Felsblock, auf dem die Kleidung und die Gewehre lagen, ging. Aus der Seitentasche von Joes Rucksack war ein kleines Büchlein gefallen, und der Wind hatte es auf Seite 61 aufgeschlagen. Ein Foto prangte dort, ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
    
    "Falsche Freundin" stand dort zu lesen, "Intelligentes und gefährliches Raubtier mit mimetischen Fähigkeiten. Versucht in Form attraktiver Weibchen Männchen anderer Spezies in seinen Bau zu locken, um sie dort zu verzehren. Also: Wenn auf einem fremden Planten mitten in der Wildnis plötzlich ein sexy Mädchen vor Ihnen steht, laufen Sie ihm nicht blindlings hinterher! Aber das machen Sie auf der Erde ja auch nicht, oder?"
    
    Das Wesen atmete tief ein. Die Jagd war heute wieder erfolgreich gewesen. Ja, er war ein kapitaler Bursche, sicherlich 85 kg, und würde sie für mehr als einen Monat ernähren. Nach und nach würde sie ihn aussaugen, die nicht lebenswichtigen Organe zuerst. Er würde davon nichts mehr mitbekommen, denn er lebte zwar noch, war aber nicht mehr bei ...