1. Sonja Robins auf der Albtrauminsel


    Datum: 20.01.2021, Kategorien: Insel der Scham, Autor: Spocky

    Tag Null
    
    „Hallo? Ist da jemand drin? Kommen Sie schnell heraus, bitte! Wir stürzen ab!“ Netter Versuch.
    
    Darauf muss man auch erst mal kommen. Lange genug habe ich mich für die Toilette angemeldet und hatte schon das Allerschlimmste, zum Beispiel einen lauten Pups, befürchtet, bevor endlich das „frei, Sie können jetzt“ von der Stewardess gekommen war. Jetzt gehört die Hütte mir. Au weiha, diese Blähungen aber auch!
    
    „Der Fahrstuhl nach unten ist besetzt, Sie müssen warten! Telefonieren Sie später, oder wenden Sie sich vertrauensvoll an das Ministerium für Inneres!“, rufe ich hämisch grinsend von innen.
    
    Dann geht es tatsächlich nach unten. Rapide abwärts geht es!
    
    Ich werde zuerst schwerelos und mir wird davon so schlecht, dann werde ich zu einer aufschlagenden Elefantendame. So schwer! Mein Kopf knallt irgendwo an, und die Zeit ist zu knapp, um noch das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, bevor es in mir finster wird. Aus.
    
    „Tack, tack, tack …, Tack, tack, tack …, Tack, tack, tack …“
    
    “Herein! Äh, wie, was? Wo bin ich? Wer ist denn da? Aua, mein Kopf! Warum habe ich denn auf einmal nasse Füße? Was ist denn das da? Igitt, eine Riesenspinne! Ach nee, eine Krabbe. Wo kommt denn die hier so plötzlich her, aus der Küche etwa?“
    
    Ich bin total verwirrt. Die Wände sind schief und unter mir steht knietief das Wasser. Wir müssen im Meer gelandet sein. Gelandet? Nein, abgestürzt sind wir. Da hatte die Frau vorhin also doch die Wahrheit gesagt…
    
    „Hallo? Sind Sie ...
    ... noch da? Ich glaube, Sie hatten Recht. `Tschuldigung!“
    
    Keiner antwortet. Doch, da oben:
    
    „Tack, tack, tack …, Tack, tack, tack …, Tack, tack, tack …, Pffffffft“ Jetzt ist da ein kleines Loch in der Wand und die ganze Luft entweicht.
    
    Luft? Na ja, ich hatte ziemliche Blähungen…, aber immerhin.
    
    Irgend so ein komischer Vogel hackt da oben ein Loch in meine Hütte und jetzt steigt auch noch der Wasserspiegel an. Es steht mir schon an den Hüften.
    
    Ein Ruck. Es geht schon wieder abwärts, diesmal tiefer ins Wasser. Nicht gut. Tür auf, raus hier! Mir sitzt eine riesige Angstfaust im Bauch. Da schwimmt ein Bein vor meiner Nase herum, aber ich weiß, dass es nicht meins ist. Grauen, Gänsehaut, Angst! Ich bin im Heck des Fliegers, bei den Toiletten.
    
    Es geht weiter bergab. In Wänden sind kleine Schränkchen, Einige davon sind jetzt offen.
    
    Man kann viele in Alu versiegelte kleine Päckchen darin sehen. Essensrationen? Jetzt nicht mein Problem. Ich stoße mich ab und tauche tiefer. Da unten ist schon der Meeresboden.
    
    Schnell weg hier. Auftauchen! Nach oben mit der letzten muffigen Luft. Ausprusten, einatmen, endlich frische Luft! Unter mir setzt das Heckteil auf und wirbelt eine Wolke von Schlamm auf. Darin auch zwei Leichen mit Schwimmwesten. Ein Mann und eine Frau. Die lächeln so seltsam mit offenen Mündern. Mir ist jetzt nicht zum Lächeln. Sie sehen es ein. Eine Welle wirbelt sie herum und begräbt sie unter sich.
    
    Gerettet! Ich bin gerettet.Da ist Land. Nicht denken, ...
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