Die Fickinger 04
Datum: 24.04.2021,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: bygaldranorn
... großes Opfer. Aber was blieb ihm anderes übrig?
„Sie haben uns längst aufgegeben", hob Vicke da mit brüchiger Stimme an. „Vater hat keine Hoffnung mehr, dass wir noch leben würden. Ansonsten hätte er nicht beschlossen, ohne uns weiterzureisen."
„Wickie...", wollte Tjure einwenden, doch da wirbelte Vicke zu ihm herum, die Augen fast schwarz vor unterdrückter Wut. „Sie haben uns aufgegeben, Tjure!", fauchte er. „Wir sind tot und begraben für sie! Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, nach uns zu suchen. Verstehst du? Verstehst du das? Oder muss ich es dir erst erklären?!"
Der Zimmermann erwiderte Vickes wilden Blick konsterniert, schüttelte dann den Kopf. „Wickie, bitte..."
„Nein!", blockte Vicke und fegte Tjures Hand weg, die ihn am Arm packen wollte. „Fass mich nicht an! Ich will nicht fort von hier. Ganz egal, was Enok auch berichtet. Vater hat mich aufgegeben, warum also sollte ich es anders handhaben?"
„Weil wir jetzt Gewissheit haben, dass sie noch leben", wandte Tjure besänftigend ein. „Und sieh es mal so, haben wir etwas getan, um sie zu suchen? Wir haben das süße Leben hier genossen, und dagegen ist auch nichts einzuwenden", wischte er Vickes Protest gleich umgehend aus, noch ehe Vicke den Mund öffnen konnte. „Doch jetzt ist es an der Zeit, dass wir das tun, was von Anfang an das Vernünftigste gewesen wäre: gleich nach deiner Genesung weiterziehen, um unsere Gefährten zu suchen."
Vicke schnaubte nur, und bevor Tjure noch etwas sagen konnte, ...
... hatte er sich umgedreht und war zurückgestapft zum Dorfplatz, wo Snorre und Runa ihn mit verwirrter Miene empfingen. Im flackernden Feuerschein wirkte Runa mutlos. Ihre Schultern waren mit jedem Wort Enoks tiefer nach unten gesunken, war ihr doch nur zu bewusst, was sie bedeuteten: den Abschied von Vicke.
Nun schweifte ihr Blick suchend durch die aufstiebenden Funken und den Rauch des Feuers. Aber Vicke wich ihren Augen mit regungsloser Miene aus. Nein, er wollte sie jetzt nicht ansehen. Er wusste auch so, dass ihr hübsches Gesicht ebendas widerspiegelte, was seit einiger Zeit tief in ihm tobte. Es war soweit: Mit bedrohlichen Schritten hielt ihr Abschied unaufhaltsam auf sie zu. Ab jetzt waren ihre gemeinsamen Momente an einer Hand abzählbar. Und dann ... -- nein. Daran wollte Vicke nicht denken. Ihm fiel es auch so schon schwer genug, gewaltsam seine Tränen zurückzuhalten, die ihm eines Wikingers unwürdig ständig in den Augen aufstiegen.
Tjure war ihm mit einigem Abstand gefolgt, nun hockte er wieder neben Snorre, der ihn leise in ein Gespräch verwickelte.
Enok indessen gab die neusten politischen Entwicklungen im Land zum Besten, womit er insbesondere Birgers Interesse geweckt hatte. Vicke hörte nur halbherzig hin, und als Birger Enok bedeutete, neben ihm Platz zu nehmen, verabschiedete Vicke sich unter einem Vorwand und kehrte dem fröhlichen Treiben den Rücken. Mit langen Schritten hielt er auf das Langhaus zu, das ihm seit mehr als drei Monden ein Zuhause war. Von ...