1. Die Fickinger 04


    Datum: 24.04.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bygaldranorn

    ... lumpen lassen, die Wikinger mit einem gut geschärften Messer und zwei dicken Lammfelldecken auszustatten, als Dank für die Arbeit, die sie in den vergangenen Monden verrichtet hatten.
    
    Snorre trug das schwere Bündel Proviant, das restliche Gepäck hatten Tjure und Vicke unter sich aufgeteilt. Nun standen die drei Wikinger vor ihren Gastgebern, aufbruchbereit und gefeit, neuen Abenteuern ins Gesicht zu blicken. Der Abschied fiel ihnen bei weitem nicht leicht, aber die Sehnsucht nach ihren Gefährten aus Flake war größer als jeder Abschiedsschmerz. Nur Vicke sah aus, als wüsste er nicht, wohin er schauen sollte. Überall hin, nur nicht zu Runa.
    
    Das Unabwendbare war eingetroffen: ihr Aufbruch ließ sich nicht länger herauszögern. So sehr er sich auch dagegen wehrte, Vicke musste lernen, über Runa hinwegzukommen. Mit einem Gefühl, als bestünde sein Brustkorb plötzlich nur noch aus schweren Steinen, atmete der junge Wikinger tief durch.
    
    Snorre und Tjure tauschten hier und da Abschiedsworte, erwiderten kräftige Schulterhiebe und gut gemeinten Spott und wurden letztlich von Birger kurz und kräftig an die starke Brust gedrückt, sodass ihnen für wenige Herzschläge die Luft wegblieb.
    
    Runa stand neben ihrem Vater. Klein und verloren wirkte sie, und sie schien mit sich zu ringen, Vicke die wenigen wohlgewählten Worte zum Abschied zuzumurmeln, über die sie letzte Nacht nachgedacht hatte. Als sie schlaflos neben ihm gelegen hatte, mit der Gewissheit, dass es ihre letzte Nacht ...
    ... miteinander war. Doch ehe sie sich einen Ruck geben und auf ihn zugehen konnte, hatte Birger bereits die Hand zum Abschied erhoben. Ein Gruß, den Tjure und Snorre mit gemischten Gefühlen erwiderten. Auch an ihnen ging dieser Moment nicht spurlos vorbei.
    
    Vicke warf noch einen letzten Blick über seine Schulter.
    
    Etwas, das er im Nachhinein vielleicht besser nicht hätte tun sollen, aber in dem Moment konnte er einfach nicht anders.
    
    Sie stand zwischen Birger und Endre. Um die Lippen von Letzterem spielte ein eindeutig triumphales Grinsen. Endre war so eingenommen von seiner Selbstgefälligkeit, dass er gar nicht bemerkte, wie vergeblich Runa gegen ihre Tränen ankämpfte. Er hatte besitzergreifend den Arm um ihre Schultern geschlungen, ohne dabei auch nur im Entferntesten mitzubekommen, dass sie immer wieder leicht bebten. Immer dann, wenn Runa wieder einmal vergeblich versuchte, den schweren Kloß in ihrem Hals hinunterzuwürgen.
    
    Aber zu Endres großen Bedauern ging Vicke gar nicht auf seine provokante Pose ein, sondern ignorierte ihn mit der geflissentlichen Arroganz, mit der er ihm stets begegnet war. Vickes Augen hingen an Runa, die seinen flehenden Blick stumm erwiderte, ehe sie sich ohne Vorwarnung abrupt von Endre losriss, ihn unsanft beiseite stieß und über den Dorfplatz davonlief.
    
    „Runa!", rief Vicke und wollte einen Schritt in die Richtung machen, in die sie verschwunden war, aber Tjure legte ihm sanft eine Hand auf die linke Schulter und schüttelte nachsichtig ...