1. Die Fickinger 04


    Datum: 24.04.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bygaldranorn

    ... nördlicheren Gefielden, einige hundert Seemeilen von Kuperadbyn entfernt, wich eine unruhige Nacht den ersten Sonnenstrahlen des Tages, der das Leben eines jungen Mädchens für immer verändern sollte. Wenn man es dramatisch ausgedrücken wollte.
    
    Fakt war nämlich, dass Ylvies innere Unruhe, die sie seit Tagen in ihren Klauen hielt, allmählich begründeter Verzweiflung wich. Mit angezogenen Knien hockte das Mädchen am Feuer, das im Lehmofen brannte und ihre innere Kälte ja doch nicht vertreiben konnte. Frierend schlang sie die Arme um ihre Beine und stützte den Kopf auf den Knien ab.
    
    Flake wiegte sich noch tief in den Fängen der Träumemacher, doch die Schicksalsschmiede hatte ihre Arbeit unlängst wieder aufgenommen. Ängstlich presste Ylvie sich eine Hand gegen ihren Bauch, in dem es schon seit einigen Stunden rumorte. Genauso lange schon, wie sie allein vor dem Feuer kauerte in dieser scheinbar endlosen Nacht, einsam und verloren...
    
    Trotzdem erschien es ihr wie gerade eben, dass sie am Strand gehockt und der Sonne beim Versinken im Meer zugesehen hatte, während ihre Gedanken wie Sandverwehungen davongewirbelt worden waren. Sie hatte nachgedacht. Sie hatte nachgezählt. Sie hatte nachgerechnet; so gut es ihr eben möglich war.
    
    Fatalerweise hatte alles zu ein und demselben Schluss geführt: es war geschehen. Es war nicht mehr abzuwenden, das Unheil, das sie heraufbeschworen hatte. Der Gedanke hatte umgehend Tränen in ihren Augen aufsteigen lassen, die sie wütend ...
    ... weggeblinzelt hatte. Doch ehe sie noch tiefer in ihrer finsteren Melancholie versinken konnte, hatte ihr jemand fröhlich zugerufen: „Ach, hier bist du also!"
    
    Und schon hatte Gilby neben ihr gestanden, sie angestrahlt und sie einfach entführt. Ohne auch nur im Geringsten auf ihre Proteste einzugehen. Eins von viel zu vielen Dingen, die er sich von Vicke abgeschaut hatte...
    
    Gilby. Ylvie schluckte hart. Ihm würde sie einiges erklären müssen... und darauf hoffen, dass er es verstand.
    
    Sie konnte nicht erwarten, dass er es einfach akzeptierte, aber er musste es wissen. Das war sie ihm schuldig... schließlich war sie ihm versprochen. Und er war im vorletzten Winter Vickes bester Freund geworden.
    
    Einen flüchtigen Augenblick lang gewährte Ylvie sich ihre Nostalgie und ließ ihre Gedanken zurückschweifen bis zu dem Moment vor über 21 Monden, wo sie aus Unachtsamkeit im meterhohen Schnee ausgeglitten und in eine von Vickes Wolfsfallen gerutscht war. Sie konnte sich nicht mehr entsinnen, wie lange sie verzweifelt um Hilfe gerufen hatte. Etliche Male hatte sie versucht, aus eigener Kraft aus dem tiefen Loch hinauszukommen, jedoch war ihre Mühe jedes Mal vergeblich gewesen. Erst, als ihr bewusst geworden war, dass jeder fehlgeschlagene Versuch noch stärker als der Vorherige an ihren Kräften zerrte, hatte sie resignierend aufgegeben.
    
    Sie hatte genauso im Schnee gehockt, wie sie sich jetzt vor dem Lehmofen hin- und herwiegte. Nur dass sie damals weitaus mehr gefroren hatte, weil die Kälte ...
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