1. Wenn die Nachtigall erwacht 03


    Datum: 29.05.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: by_Faith_

    ... doof, oder?«, erzählte Miriam im Plauderton. Ihr war es eine gute halbe Stunde lang gelungen, nicht über ihre E-Mail zu reden, dann platzte sie vor Neugier. Sven zuckte mit den Schultern und antwortete: »Das kann doch jedem Mal passieren, wenn es eine Spam-Mail war, hat sie der Server vielleicht automatisch gelöscht. Oder du hast einen Virus, der deine Mails löscht.«
    
    »Hm«, brummte Miriam.
    
    »War die Mail wichtig?«
    
    ‚Auf jeden Fall hat sie ihren Zweck erfüllt', dachte Miriam und entschied sich für ein Kopfschütteln.
    
    »Nein, nicht wirklich, mich ärgert es nur, wenn Dinge geschehen die ich nicht verstehe.«
    
    Sven lehnte sich verschwörerisch über den Tisch und flüsterte gespielt geheimnisvoll: »Kein Mensch versteht mehr was im Internet passiert, aber behalte das bitte für dich, wir wollen die Öffentlichkeit doch nicht verunsichern.«
    
    ‚Die Öffentlichkeit zu verunsichern, ist mir sogar vertraglich verboten', dachte Miriam grinsend.
    
    »Okay«, hauchte sie und gab Sven einen unverfänglichen Kuss, bevor er sich auf seinen Stuhl zurücksinken ließ.
    
    »Du musst mal diese kleinen Röllchen mit der Seezunge probieren«, sagte Miriam begeistert, um das Thema zu wechseln. Sven winkte dankend ab, er war längst satt. Miriam griff sich mit ihren Stäbchen ein einzelnes Reiskorn, führte es zu ihrem Mund, nahm es mit der Zungenspitze auf und ließ es gespielt langsam hinter ihren rot geschminkten Lippen verschwinden.
    
    »Kannst du das auch?«, fragte sie herausfordernd. Sven hatte sie zwar ...
    ... die ganze Zeit beobachtet, aber ihre Frage offenbar nicht verstanden. Der verliebte Blick entschuldigte seine Unaufmerksamkeit. Miriam neigte den Kopf kokett zur Seite und Sven fühlte sich beobachtet. Er schob sein Weinglas verlegen zur Seite, bis es Miriams Wasserglas berührte und gestand: »Wenn du mich weiter so anschaust, benehme ich mich, nach einem weiteren Schluck Wein, komplett daneben.«
    
    »Tja, ich kann mich auch nüchtern komplett daneben benehmen«, hauchte Miriam und trank einen Schluck Wasser.
    
    »Ach ja?«, sagte Sven mit herausforderndem Blick.
    
    »Ja«, hauchte Miriam, stand auf, stemmte ihr Knie auf die Tischkante, zog das andere Bein nach und krabbelte über den gedeckten Tisch zu Sven. Die Gäste an den benachbarten Tischen schauten verwirrt zu der jungen Frau. Die stach mit ihrem schwarzen Rüschenminikleid und dem breiten, blauen Lackgürtel, der ihre grazile Taille umschloss und lässig auf den Hüften lag, ohnehin hervor. Der Haarreif und die schwarzen hohen Lackpumps, mit den blauen Schleifen oberhalb der Schuhspitzen, untermalten das verführerische Outfit. Ihre üppige Oberweite, der straffe Po und vor allem der Glanz ihrer Augen, gaben der Erscheinung eine entscheidende Wendung -- Alice im Wunderland für Erwachsene.
    
    Sven verfolgte Miriams provokanten Auftritt, zum Ende des Abendessens, ohne die Maske der Gelassenheit aufzugeben. Er blieb sitzen und beobachtete Miriam, die mit raubkatzenhafter Eleganz über den Tisch krabbelte, ohne das Geschirr zu zerstören. ...
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