Sex and Crime
Datum: 02.07.2018,
Kategorien:
Ehebruch
Autor: Achterlaub
... abgehoben. Natürlich hatte sie der Polizei auch von dem merkwürdigen Anruf an jenem Abend berichtet. Die war der Sache dann nachgegangen, allerdings erst Wochen später. Aber die Nummer war nicht registriert. Sie stammte von einem ausländischen Mobiltelefonanschluss aus einem Land, das bei weitem nicht über die technischen Möglichkeiten verfügt, wie wir das gewohnt sind. Natürlich machte sich Sandra große Sorge, in was für Kreisen ihr Egon möglicherweise verkehren könnte. Aber letztlich konnten weder sie noch die Polizei sicher sein, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen dem Anruf und dem Verschwinden ihres Mannes bestand. Vielleicht hatte sich der Anrufer nur verwählt. Oder es war ein Bekannter, der vielleicht aus dem Urlaub in Nordafrika noch ein Guthaben auf seiner dort erworbenen Karte hatte und die nur abtelefonieren wollte. So blieben viele Fragen offen. Aber überraschenderweise bedrückte dies Sandra kaum.
Natürlich fragte sie sich zuweilen, wie es sein könne, dass 25 Jahre Ehe im Nu in Vergessenheit geraten können, ob sie vielleicht nur aus Gewohnheit oder Pflichtgefühl das Leben mit Egon fortgeführt hatte. Aber irgendwie interessierte sie schon nach einem Jahr nicht einmal die Antwort, selbst wenn sie schmerzlich gewesen wäre und ihr Anlass zur Selbstkritik hätte geben können. Egon war weg. Und in diesem Bewusstsein vernichtete sie nach und nach auch viele der gemeinsamen Erinnerungen. Selbst vor der großen Menge an Fotos von Urlaubsreisen und familiären Festen ...
... machte sie keinen Halt. Sie behielt nur das Nötigste für sich: ein paar Familienaufnahmen, die Andenken auf die Reise nach Djerba, die sie wenige Jahre nach der Hochzeit unternommen hatten. Etliche Alben mit den Kinder- und Jugendfotos hatte sie bereits Charlotte übergeben. Aber damit löschte sie wohl nur äußerlich aus, was sie innerlich bereits seit geraumer Zeit aufgegeben hatte.
Obwohl sich Sandra in ihrem Solo-Leben gut eingerichtet hatte, fühlte sie mit der Zeit eine nie gekannte Einsamkeit in sich aufsteigen. Sie hatte sich wohl - das wurde ihr nach kurzem Überlegen bewusst - viel zu sehr auf ihre Familie eingelassen. Nun, da Egon nicht mehr da war und auch die Kontakte zu ihrer Tochter Charlotte allenfalls sporadisch stattfanden, merkte sie dass ihr eine richtige Freundin fehlte. Sie hatte es über die Jahre schlicht versäumt, Beziehungen zu anderen Menschen zu halten. Obwohl sie in der Stadt groß geworden war, hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihren Schulfreundinnen oder den Kolleginnen ihrer Lehrzeit. Auch die meisten Sportkameradinnen aus dem Ruderclub hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Nur vereinzelt traf sich die Belegschaft ihres Supermarkts. Früher hatte sie vorgegeben dafür nie Zeit zu haben. Jetzt wurde sie zu einer eifrigen Verfechterin solcher Zusammenkünfte. Aber zumeist blieben sie zu dritt. Eva und Gerda waren zwar umgänglich, aber irgendwie doch langweilig. Mode und Nachrichten von Promis und Königshäusern bildeten ihren geistigen Horizont. So ...