1. Farben der Welt


    Datum: 22.07.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byNIBU2013

    Wie ist es wohl, wenn man sich fühlt, wie jeder andere?
    
    Wie ist es wohl, wenn man nichtsahnend durch die Straßen gehen kann?
    
    Wie ist es, wenn man normal ist?
    
    Ich stelle mir diese Fragen sehr oft, und doch werde ich nie eine Antwort darauf finden. Denn mein Leben ist nicht normal, oder gar alltäglich. Jetzt wirst du bestimmt sagen, dass das viele Menschen denken.
    
    Stimmt sogar.
    
    Fast 70% halten sich nicht für normal. Rund 20% schon und der Rest schwank mal zum einen und dann wieder zum anderen.
    
    Woher ich das weiß? Ich habe es gesehen. Nicht in Umfragen. Nicht in Zahlen und Datenblättern. Sondern in den Köpfen der Menschen, denen ich begegne.
    
    Wie bei der Frau die sich ärgert, weil ihr Mann trinkt. Dem Teenager, der sich über seine Eltern beschwert. Und dem Rentner, dem Heute alles zu schnell geht. Aber Tatsache ist, genau das macht sie normal. Und ich? Ich stehe hier am Straßenrand und sehe dabei zu, wie sich so mancher im Leben unnötig abmüht.
    
    Allerdings sollte ich einmal erklären wer oder was dieses ICH eigentlich ist. Nun, WER ist recht schnell gesagt. Ich bin Manuela, 23 Jahre alt, 170cm groß und habe eher eine durchschnittliche Erscheinung. Zumindest ein Punkt, in dem ich mich nicht sonderlich von anderen unterscheide. Ich stamme aus Wien und lebe hier mit meiner Mitbewohnerin Claudia in einer kleinen WG.
    
    Schwieriger ist die Frage WAS ich bin. Denn so genau weiß ich das auch nicht. Ich weiß, dass jede Frau in meiner Familie die Gabe hat, die ...
    ... Gefühle von Menschen in Farben und Gedanken in Bildern zu sehen. Solange, bis sie ihre erste Tochter zur Welt bringt und die Gabe an die nächste Generation weitergibt.
    
    Im Moment bin also ich die Leidgeplagte. Meine Mutter bezeichnet es zwar immer noch als Segen. Doch meine Oma und ich teilen uns die Meinung, dass es eher ein Fluch ist.
    
    Zu sehen was, der Andere denkt und fühlt, besonders wenn man versucht eine Beziehung einzugehen, klingt zwar recht hilfreich. Aber für mich war und ist es immer nur belastend. So wie bei meiner jetztigen Lebensgemeinschaft.
    
    ***
    
    Es war im Sommer 2011
    
    Die Hitze hat mir sehr zu schaffen gemacht. Also haben sich Claudia und ich auf den Weg in das nahegelegene Schwimmbad gemacht. Nach einer halben Stunde, in der Schlange vor der Kasse, konnten wir endlich rein. Leider war das Bild drinnen nicht viel besser. Alles war voll, kein Millimeter Wiese zu sehen, und die Emotionen waren am überkochen.
    
    Die Gruppen von Jugendlichen, die versuchten auf sich aufmerksam zu machen erstrahlten in einem klaren Blau.
    
    Kinder, die mit Übermut durch die Gegend rannten, verströmten ein gleißendes Gelb.
    
    Rote Wolken dank der vielen eifersüchtigen Blicke von Frauen und Männern.
    
    Der viele unterdrückte Zorn von gestressten Eltern, war an den tief Schwarzen Bereichen, zu erkennen.
    
    Die Geringschätzung des ein oder anderen schimmerte in mattem Grau erkennbar. Natürlich könnte ich jetzt noch weiter aufzählen, aber dann habt Ihr noch Zwei Seiten zu lesen. ...
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