1. Coitus Punk - Kapitel 03


    Datum: 06.08.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byHarus

    Die absolute Dunkelheit verging, geblendet schirmte sie die Augen ab, Ketten rasselten, um ihre Handgelenke und um den Hals waren eiserne Fesseln, Wind zog an ihrem zerschlissenen Gewand und sie fühlte kalten, nackten Stein unter den Füssen. Sie wollte anhalten um ihre Umgebung wahrzunehmen, doch jemand stiess von hinten gegen sie, sodass sie nach vorne stolperte. Auch da war jemand, mit ähnlicher Gewandung wie sie, und ebenso in Ketten gelegt, genau wie unzählige andere. Im Gänsemarsch lief die scheinbar endlose Kolonne von Gefangenen auf dem schmalen Pfad an der Steilwand entlang, traten aus dem Tunnel und gingen in Richtung der Festung, die in einem Kilometer Entfernung aus dem Fels gemeisselt war. Niemand begehrte auf oder versuchte umzudrehen, denn die Harpyen bewachten sie, gingen neben den Gefangenen her und trieben sie zu der Feste, von wo Klagerufe und das Geräusch von Steinmetzen zu hören war. Allmählich wurden ihre Sinne klarer und sie entschied rasch, dass sie diese Festung nicht betreten wollte.
    
    Rechts von ihr ragte der Berg steil auf, dort gab es kein entkommen. Auf ihrer Linken fiel der Fels ab und man konnte das grüne Tal darunter überblicken, dort war ihr einziger Ausweg, aber den Fall würde sie kaum überstehen. Vor ihnen führte der Pfad über eine kleine, steinerne Brücke, unter der ein Bach floss. Sie wusste, es war ein närrischer Plan, aber ihr stand der Sinn nach etwas Verrücktem. Ausserdem wollte sie herausfinden, was in dieser Welt möglich war. Als ...
    ... sie über die Brücke lief, wandte sie ihren Schritt nach links und liess sich dann einfach über die Brüstung kippen. Sie hörte noch die Harpyen gackern, dann tauchte sie in das eisige Wasser und wurde von der Strömung mitgerissen. Die Fesseln erschwerten es an der Oberfläche zu bleiben, sie schrammte über Steine und hatte bald die Lungen voll Wasser. Im nächsten Moment befand sie sich im freien Fall, hörte das Tosen eines Wasserfalls und sah unter sich einen kleinen Tümpel, der von abgestorbenen Seerosen bedeckt war und von dem ein unangenehmer Geruch ausging.
    
    Sie fiel nicht lange, landete aber auch nicht wie erwartet im Wasser, sondern auf etwas glibberigem mit pickliger Oberfläche, das bei dem Aufprall unter ihr nachgab und ein Quaken von sich gab.
    
    Sie kam gerade auf die Knie, als das Ding unter ihr sich schüttelte, auf und ab ruckte und wie ein Stier versuchte, seinen Reiter abzuwerfen. Was im nächsten Moment auch gelang, als es einen mächtigen Hüpfer machte. Michelle wurde nach vorne geschleudert, verlor für einen Moment die Orientierung und spürte daraufhin eine dicke Zunge, die sich um ihren Unterleib wickelte.
    
    Der Atem wurde ihr aus den Lungen gedrückt, als das Wesen sie mit der Zunge zu sich zog und sie wie eine Heuschrecke verschlingen wollte. Sie war noch geistesanwesend genug, um sich mit den Beinen gegen dieses Schicksal zu stemmen.
    
    «Nein, böses Fröschi. Aus!», schimpfte sie und blickte der monströsen Kröte in die blutunterlaufenen Augen. Ihre Füsse ...
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