Wahlverwandschaften Teil 03
Datum: 08.08.2021,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
Siehe auch ‚Wahlverwandtschaften' Teil 1 und Teil 2.
Weitere Folgen, auch mit anderen handelnden Personen, sind geplant.
Wahlverwandtschaften - Teil 3 -- der folgenschwere Entschluss
ALEX TRIFFT EINEN FOLGENSCHWEREN ENTSCHLUSS
Chris ist schon längst weg und ich habe vergessen, dass ich noch etwas aus der Apotheke für die Rückreise nach Hamburg brauche. Also setze ich mich in den Bus und suche den Hauptbahnhof auf, wo auch um diese Zeit die Apotheke noch geöffnet hat.
Im Bus träume ich so vor mich hin. Mit dem Bild von Chris vor Augen bekomme ich auf einmal eine Idee, wie ich es Hans und damit auch Sylvia heimzahlen kann. Ich weiß von Kollegen, dass er in alkoholisiertem Zustand gerne Bars frequentiert, in denen auch Prostituierte vorbeikommen. Wenn er genügend beschwipst war, dann war er auch nicht abgeneigt war, solche Angebote anzunehmen. Und die Weihnachtsfeier hatte ja genügend bewiesen, dass er seinen Hosenstall nicht geschlossen halten konnte.
Genau das wird sein Verhängnis werden. Ich werde einen Transvestiten als Prostituierte engagieren und Hans wird drauf reinfallen, das spüre ich. Ich werde mich hinter einem Vorhang verbergen und Fotos davon machen. Ein Foto an unseren Chef, der schwule Männer wie die Pest hasst, und Hans ist Geschichte in der Firma.
Dann merke ich, dass diese Idee einfach Quatsch ist. Ja, vielleicht funktioniert es, aber es wird mich in meinem Job auch nicht weiter bringen, sondern ist nur primitive Rache. Hans wird ...
... garantiert in seinem Ärger erzählen, wer ihm das eingebrockt hat, wenn er seinen Job verliert. Damit werde ich seinen Posten garantiert nicht bekommen. Aber die Idee hat einen Funken in meinem Gehirn hinterlassen. Irgendwo ist etwas daran, was ich ausnutzen kann.
Aber jetzt bin ich am Bahnhof angekommen. Ich steige aus und suche die Apotheke. Plötzlich erkenne ich in der Menge den Chef einer Firma, die im Wettbewerb zu meiner steht. Er ist auch nicht zu übersehen, weil auf seinem Koffer weithin sichtbar in leuchtendem Rot und Weiß das Hamburger Wappen prangt. Wir haben uns ein paarmal bei Veranstaltungen der Handelskammer gesehen -- und höflich steuere ich auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Noch bei fünf Metern Distanz sieht er jedoch durch mich hindurch, als hätte er mich noch nie gesehen. Ich bin etwas verdutzt, bis mir einfällt, dass ich ja noch in diesem indischen Kostüm stecke und meine dunkel geschminkte Haut meine Erkennbarkeit nicht gerade steigert. Aus einem mir nicht ganz klaren Grund erheitert mich das ungemein und mich treibt ein plötzlicher Impuls zu einem Schabernack.
„Mein Herr, ich sehe, dass Sie aus Hamburg kommen. Entschuldigung, aber fahren Sie dort heute wieder zurück?"
Er blickt mich leicht überrascht an und nickt dann, während er kurz auf seinen Koffer schaut.
„Wären sie vielleicht so freundlich, eine eilige, geschäftliche Nachricht für meine Schwester in Hamburg mitzunehmen? Es scheint so, als ob ihr Handy und ihr Internet technische Probleme haben. Sie ...