Wahlverwandschaften Teil 03
Datum: 08.08.2021,
Kategorien:
Transen
Autor: byGesa
... brauchen ihr nur eine Notiz in ihren Briefkasten zu werfen, dass sie mich kontaktieren soll, ja?"
Er erkennt mich immer noch nicht -- und ich muss an mich halten, um nicht vor Lachen herauszuplatzen. Er nickt, ist aber auch sichtlich etwas misstrauisch und fragt wer denn nun meine Schwester sei.
„Warten Sie einen Moment, irgendwo muss ich die Visitenkarte von Alexandra haben. Ach ja, hier ist sie ja!"
„Geschäftlich sagen Sie, Herr...?"
Sein Interesse ist blitzartig geweckt und seine Augen werden sehr groß, als ich ihm meine Visitenkarte meiner Firma überreiche und auf der Rückseite mit einem Kugelschreiber nur kurz mit Alexej signiere und in Blockbuchstaben ‚RUF MICH AN, ALEXANDRA!' hinschmiere.
Ich nicke ganz unbeteiligt, während ich mich innerlich amüsiere. Herr Schmidt hat Blut geleckt. Das wird lustig werden, wenn er erkennt, wer ich wirklich bin. Witzig ist auch, dass ich nur teilweise gelogen habe. Mein Zwillingsbruder heißt tatsächlich Alexej und lebt in Belgien. Allerdings ist sein Interesse an Geschäften mit Chemikalien eher auf das beschränkt, was man zur privaten Herstellung von Cannabis-Öl braucht. Ich würde nie Geschäfte mit Chemikalien mit ihm besprechen. Er ist eigentlich Musiker und gelegentlich auch Schauspieler. Er hasst elektronische Medien wie der Teufel das Weihwasser.
„Sie sind der Bruder von Alexandra? Sie arbeiten auch in dem Bereich? Kennen Sie auch die Lieferanten aus Indien oder China ziemlich gut, die Ihre Schwester ...
... betreut?"
Hoppla, was war denn das für eine Frage? Da wurde ich sofort vorsichtig. Der gute Mann war gefährlicher als ich dachte. Er sah mich mit einem eigenartigen Blick an, als ich mit der Beantwortung zögerte.
„Falls ja, kann ich Ihnen ein gutes Geschäft anbieten. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich schätze Ihre Schwester sehr, aber sie hat ein Arschloch als Chef und wird bald gefeuert werden. Ihre Schwester wird in Hamburg auf die ‚schwarze Liste' kommen. Keiner wird sie einstellen. Auch ich werde mich dann an die stillschweigende Vereinbarung unter den Chemiehändlern in Norddeutschland halten. Sie sehen, ich bin absolut offen. Falls Sie mit Ihnen zusammen arbeitet, werde ich Ihnen einen Bonus für jedes neue Geschäft anbieten, den Sie mit Ihrer Schwester teilen können. Sie werden als freier Mitarbeiter bei mir eingestellt. Hier, ich gebe Ihnen meine Geschäftskarte."
Der Typ ist ein absoluter Vabanquespieler! Wie kann er nur so etwas wagen? Er kennt meinen Bruder doch überhaupt nicht. Aber ich sehe plötzlich auch die Möglichkeiten. Und ich teile wirklich seine Meinung, dass mein Chef ein absolutes Arschloch ist. Und leider hat er vermutlich recht. Hans würde weitere Intrigen versuchen, um eine lästige Konkurrentin loszuwerden.
„Ich muss erst mit meiner Schwester sprechen, Herr Schmidt. Das werden Sie doch sicherlich verstehen, nicht wahr?"
„Natürlich Herr ...Berg, nehme ich mal an? Sie können hier im Düsseldorfer Nachtleben auch den Aschermittwoch für die letzte Party ...