1. Blutrache Teil 01


    Datum: 28.08.2021, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byKojote

    ... Bjorn versucht, sich ihrer zu erwehren. Er kannte die Last seines Erbes und wollte nicht, dass ein Kind damit bedacht wurde, ohne dass die Götter dies beschlossen. Die mochten ihre Gründe haben, doch er war nur ein Mensch. Er fühlte, dass es nicht an ihm sein sollte, eine solche Bürde zu vergeben.
    
    Aber Alhvit hatte nicht von ihm abgelassen. Trotz der Aufmerksamkeit, die ihre eigentümliche Schönheit erregte, hatte sie jeden Verehrer abgewiesen.
    
    Nach Jahren der Abweisung war sie schließlich, nur mit einem Bärenfell bekleidet, in seine Hütte gekommen, hatte es abgelegt, sich auf die Knie niedergelassen und sich einen Dolch an die Kehle gesetzt.
    
    „Nimm mich zum Weib", hatte sie mit Tränen in den Augen gefordert. „Oder stoß mir den Dolch in die Kehle, denn ich ertrage den Schmerz der Klinge in meinem Herzen nicht mehr."
    
    „Ich werde dich zerfetzen, wenn der Vollmond...", wollte er widersprechen.
    
    „Dann sterbe ich wenigstens als glückliche Frau", unterbrach sie ihn. „Und außerdem bin ich bereits tot, denn ich bin nicht an deiner Seite."
    
    „Unsere Kinder...", versuchte er es noch einmal.
    
    „Wachsen auf, von der Liebe ihrer Eltern eingehüllt. Sie erfahren Glück und werden stolze Krieger."
    
    Noch unzählige Widerworte hätte er vorbringen können, doch sie alle wurden fortgeschwemmt von der Sehnsucht in ihren Augen. Der Sehnsucht nach... ihm.
    
    Natürlich begehrte er sie, so wie ein jeder gesunde Mann es tun musste. Aber schon lange hatte sie auch den eisigen Panzer um ...
    ... sein Herz durchbohrt, weil sie niemals furchtsam vor ihm zurückwich, wenn er wütend wurde. Allein ihre Hand auf seinem Arm hatte mehr als einmal verhindert, dass er jemandem den Schädel einschlug und ihre stille Anwesenheit, wenn man ihn zum Vollmond in Ketten legte, schien sogar den Werbären zu besänftigen, zu dem er wurde.
    
    Am allerwenigsten wollte er ihr Schmerz bereiten. Und nichts wünschte er sich mehr, als zu ihr zu gehören.
    
    All seine Sorgen erwiesen sich als Rauch und Nebel, als er vor ihr auf die Knie ging und sie in die Arme schloss.
    
    Ihr zierlicher Körper zerbrach nicht unter seiner Kraft, selbst wenn er wild wurde, im Augenblick größter Leidenschaft. Und niemals verließ die Liebe ihren Blick. Oder ihre eigene, brennende Leidenschaft, was das anging.
    
    Der Kampf war sein Tagwerk. Das einzige Handwerk, das er wirklich beherrschte, auch wenn der Schiffsbau und die Holzfällerei im Winter ihm leicht von der Hand gingen. Doch Alhvit wurde zu seinem Leben. Und ihre Weisheit wurde für diejenigen, die ihm folgen wollten, als er aufbrach, um eine Siedlung jenseits des Eises zu gründen, zu einem weiteren Stützpfeiler neben seiner Stärke. Sie vervollständigte seine Kraft mit ihrem wachen Geist und heilte seine zerrissene Seele.
    
    Und nun war sie tot.
    
    Bjorn war jenseits der Wut, die unweigerlich den Mannbär hervorbrechen ließ. Zum ersten Mal, wenn er nicht in den Armen seiner Frau lag, spürte er beinahe Frieden.
    
    Nein. Nicht Frieden.
    
    Es war Einstimmigkeit.
    
    Auch ...
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