1. Liebe Tod und Neuanfang 01


    Datum: 30.08.2021, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    ... ebenfalls schleichend. Hier und da eine Beziehung. Nichts Dauerhaftes. Ich fand einfach nicht die eine Frau, die mir das gab, was ich benötigte. Vielleicht verglich ich die anderen Frauen insgeheim mit Silvia, die eigentlich schon seit meiner Kindheit die perfekte Partnerin gewesen wäre.
    
    So manches Mal dachte ich über sie nach, konnte mich aber nie dazu entschließen, etwas zu unternehmen, um Silvia wiederzusehen. Ich kann nicht einmal sagen, warum? Was immer mich auch davon abhielt. Es war, wie eine unsichtbare Mauer gegen die ich nicht anrennen wollte.
    
    Wie schon so oft in meinem Leben, wartete ich zu lange. Eines Tages hörte ich, dass sie heiraten würde. Sie hatte anscheinend den einen gefunden, der sie auf Händen trug.
    
    Ich wünschte ihr in Gedanken alles sehnliche Glück, war aber zugleich wirklich traurig, dass ich nicht derjenige war. Dabei machte ich mir etwa vor. Woher nahm ich nur die Annahme, dass sie mich hätte haben wollen. Klar, wir waren als Kinder ein Herz und eine Seele gewesen, aber berechtigte das dazu, dieses weiter in der Zukunft zu verlagern? Vielleicht hätte sie gar nichts mit mir zu tun haben wollen.
    
    So vergingen auch noch die nächsten Jahre. Ich hörte nur ab und zu etwas von ihr, aber nichts, was mir wirklich verriet, wie es ihr ging. Weder Gutes noch Schlechtes drang durch. Nur das Sie noch mit dem einen zusammen war.
    
    Immer wenn ich an Silvia dachte, sah ich sie so vor mir, wie wir als Kinder gewesen waren. Wie wir spielten, wie wir ...
    ... glücklich miteinander gewesen waren. So glücklich, dass wir andere Kinder mieden. Wir brauchten sie nicht, waren uns zwei vollkommen genug.
    
    Ich erinner mich noch gerne daran, wie wir uns im Sommer, als es noch wirkliche Sommer gab, gegenseitig nass spritzen. Wasserpistolen waren viel zu teuer und wir hatten keine. Darum warteten wir immer gierig darauf, dass Spülmittelflaschen leer wurden. Sie eigneten sich ebenfalls hervorragend dazu, zumal sie mit sehr viel Wasser geladen werden konnten.
    
    Manchmal muss ich dann darüber grinsen, wie oft man dabei half, dass sie schneller leer wurden. Man war ja nicht dumm. Sah keiner hin, geriet so mancher Strahl Spülmittel ungenutzt in den Ausfluss.
    
    Auch die Winter waren noch Winter. Es gab regelmäßig Schnee und man baute Schneemänner oder ging mit dem Schlitten zum nahe gelegenen Park. Hier erhob sich in seiner Mitte ein Hügel, der geradezu dafür gemacht war, hinunterzurutschen.
    
    Man konnte sich den ganzen kurzen Wintertag damit aufhalten, hinunter zu rodeln und dann den Schlitten wieder nach oben zu ziehen.
    
    Noch größer wurde die Freude, wenn die Seen zufroren. Schlittschuh fahren war schon alleine genial, aber zu zweit einfach noch schöner. Wir fuhren dazu erst gegen den Wind an. Wenn wir dann weit genug gekommen waren, nahmen wir aus einem mitgebrachten Rucksack ein Bettlaken hervor und hielten es zwischen uns auseinander.
    
    Wenn dann der Wind sich darin verfing, ging die Fahrt mit unheimlicher Geschwindigkeit zurück. Auch das ...
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