1. Levelworld


    Datum: 18.07.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bynachtaktiv

    ... bewegen. Und jetzt das! Langsam schweifte ihr Blick über das unendliche Farbenmeer. Hannah erfreute sich am Duft der Blüten und Gräser, und als sie ihre Lungen mit der Würze füllte, blieb das angstvoll erwartete Brennen aus. Erschöpft von diesen Eindrücken ließ sie sich wieder auf das Bett aus Gras sinken. Mit einem wohligen Seufzer aus tiefstem Herzen wurden ihre Lieder schwerer und schwerer bis der Schlaf sie zu sich holte.
    
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    Auf den eigenen Beinen zu stehen war für Hannah so überwältigend, daß sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Minutenlang lies sie sich von der Euphorie tragen, hob die Arme und legte den Kopf in den Nacken. Der Himmel war tiefblau, nur vereinzelt zeigten sich Kumuluswolken, kleinen Wattebäuschchen nicht unähnlich. Leise drang das Plätschern von Wasser an ihr Ohr. Vorsichtig, jeden Schritt sorgfältig planend, bewegte sich Hannah auf das Geräusch zu.
    
    Der Blick auf ihr nacktes Spiegelbild im seichten Wasser ließ die Greisin aufstöhnen. Schlaff hing die Haut an Beinen und Armen herab und vor dem Bauch schien sie eine Schürze zu tragen. Wieder stiegen Hannah Tränen in die Augen, diesmal vor Scham vor ihrem eigenen Abbild. Sachte berührte sie ihre Brüste, auf die sie in jungen Jahren so stolz gewesen war. Schwer wog das schlaffe Fleisch in ihren Händen.
    
    Hannah lies sich langsam in den weißen Sand sinken und schöpfte mit den Händen etwas Wasser. Es war kühl, kristallklar und schmeckte köstlich. Schnell war ihr Durst gestillt und sie ...
    ... blickte sich neugierig um.
    
    Etwa zehn Meter entfernt befand sich eine Gruppe von halbhohen Büschen. Hannah stand auf und betrachtete interessiert die hellgrünen Früchte. Ohne einen Gedanken an die Genießbarkeit zu verschwenden, pflückte sie eine der tomatengroßen Früchte, und zu ihrer Freude war sie weich und ließ sich mit der Zunge am Gaumen zerdrücken.
    
    Der Verlust ihrer Zahnprothese traf Hannah mit voller Wucht. Hatte sie bisher beharrlich vermieden, sich mit ihrer Situation in der sie sich befand auseinanderzusetzen, riß die Banalität fehlender Zähne sie schmerzhaft in die Realität zurück. Realität, fragte sich Hannah zweifelnd. Nichts von alledem kann real sein! Gleichzeitig aber rann etwas Saft aus dem Mundwinkel, tropfte von Kinn herab, und verschwand dort, wo einst blondes Kraushaar ihre Scham bedeckte.
    
    Überwältigt von ihren Gefühlen ließ sich Hannah in den Sand sinken. Noch einmal streckte sie den Arm aus, und während sie ihren Hunger stillte, versuchte sie sich an den Namen der Frucht zu erinnern. Sie war sich aber sicher, niemals zuvor davon gekostet zu haben.
    
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    Hannah hatte jegliches Zeitgefühl verloren, und so konnte sie weder sagen ob Vormittag oder Nachmittag war, noch wußte sie, wie viele Tage sie schon in diesem schier endlos erscheinenden Grasland weilte. Sie schlief viel, und jedes Mal wenn sie aufwachte, fühlte sie sich besser. Etwas ging mit ihr vor, ohne daß sie aber genau sagen konnte, wie das geschah. Und vor allem, warum?
    
    Auffällig waren ...
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