Der Prinz
Datum: 24.09.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... deutet eine Verbeugung an, geht auf ihn zu und beugt sich augenblicklich zu ihm hinab. Die beiden unterhalten sich in einer mir fremden Sprache. Keine Ahnung, was er dem Mann sagt.
"Der Kronprinz wünscht, dass die Ärztin, die ihn bisher betreut hat, sich auch weiterhin um ihn und seine Schwester kümmert."
"Papperlapapp!", meint der Oberarzt. "Wo kämen wir hin, wenn jeder Patient bestimmen kann, welcher Arzt ihn behandeln soll. Das ist eine Klinik und kein Wunschkonzert."
"Dr. Mezer, das ist nicht Ihre Entscheidung", meldet sich nun auch der Chefarzt zu Wort. "Die Frau Bundeskanzlerin hat sich persönlich bei mir gemeldet und mich angewiesen, alles Erdenkliche zu unternehmen, damit sich der Kronprinz von Darlam bei uns wohlfühlt. Wenn er also den Wunsch äußert, ausschließlich von Frau Dr. Berner behandelt zu werden, dann ist das so."
"Er will eine Assistenzärztin? Weiß er das?"
"Sie hat das Leben des Kronprinzen gerettet. So schlecht kann sie also nicht sein", mischt sich der mir unbekannte Mann ein.
"Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?", fährt ihn der Oberarzt an. Er ist sichtlich angepisst, weil ihm eine Assistenzärztin vorgezogen werden soll und das auch noch bei einem Fall, der unter Umständen viel Publicity bringen könnte.
"Das ist der Herr Botschafter von Darlam. Herr Dr. Mezer, ich würde vorschlagen Sie wenden sich einer anderen Tätigkeit zu. Sie haben sicher noch andere Patienten, um die Sie sich kümmern müssen", mischt sich nun auch der ...
... Klinikleiter ein.
Der Oberarzt schaut verärgert in die Runde. Sein Blick sagt mehr als Worte. Er empfindet es als persönliche Kränkung, dass eine Assistenzärztin den Fall bekommt und nicht er. Dass dies von der Chefetage auch noch abgesegnet wird, ist in seinen Augen der Gipfel der Frechheit. Allerdings ist ihm auch klar, dass er sich beugen muss, vorerst zumindest.
"Wir sprechen uns noch!", faucht er in meine Richtung.
"Das glaube ich weniger. Frau Dr. Berner wird ab sofort zu meinem Team gehören", kontert der Chefarzt sofort.
Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Mezer ist ein arroganter und eingebildeter Arsch. Er mag durchaus ein guter Arzt sein, aber sein Umgang mit den Kollegen und vor allem mit jenen, die ihm unterstellt sind, ist unter jeder Sau. Er hätte sich garantiert für diese Zurückweisung an mir gerächt. Bei ihm hätte ich kein Sein mehr gehabt. Da bin ich mir sicher. So aber bin ich zum Glück seinem Einfluss entzogen. Für mich ist es sogar eine Ehre, ab sofort zum Stab des Chefarztes zu gehören. Das dürfen nur die Besten und ganz sicher keine Anfänger.
Schnaubend verlässt Mezer die Notaufnahme. Doch keiner schenkt ihm noch Beachtung. Ich weise die drei Krankenschwestern, die um uns herumstehen, an, dem Prinzen und seiner Schwester Blut abzunehmen. Ich brauche ein großes Blutbild. Außerdem weise ich sie an, das CT vorzumerken. Beide Patienten müssen in die Röhre. Ich will Hirnverletzungen oder Blutungen ausschließen.
"Ich gehe mich umziehen und bin ...