1. Meine Amazone


    Datum: 27.09.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... an das Wasser reicht, können wir über Land gehen. Ansonsten müssen wir einen Weg über die Steine finden und durch das Flussbett waten. Das ist dann noch anstrengender, weil die Steine oft glitschig sind und man unglaublich aufpassen muss, nicht hinzufallen. Dabei könnte man sich richtig wehtun. Unser langsames Vorankommen zehrt an den Kräften und den Nerven gleichermaßen. An manchen Tagen müssen wir drei oder gar viermal das Boot tragen.
    
    Da unsere Nussschale nur wenig Platz bietet und eine Fahrt nachts zu gefährlich wäre, müssen wir jeden Abend an Land gehen und dort ein Lager aufschlagen. Auch das verzögert das Vorankommen. Es geht viel Zeit verloren, da wir jedes Mal das Lager am Abend auf und am Morgen wieder abbauen müssen. Außerdem sind wir gezwungen, das Boot am Abend an Land zu ziehen und am Morgen wieder Wasser zu lassen. Wir kommen langsamer vorwärts, als erhofft und liegen schon drei Tage hinter unserem Zeitplan zurück.
    
    "Ich mache Feuer", ruft Franz.
    
    Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende entgegen und wir haben eine ideale Stelle am Ufer gefunden, an der wir das Nachtlager aufschlagen können. Jenny wirft mir einen taxierenden Blick zu.
    
    "Du bist doch der Expeditionsleiter?", will sie wissen. Ihre Stimme hat etwas Lauerndes.
    
    "Ja, das bin ich."
    
    "Dann bist du auch für das Wohlergehen der Teilnehmer verantwortlich?"
    
    "Ich denke schon."
    
    "Dann werde ich später darauf zurückkommen", grinst sie.
    
    Noch bevor ich etwas sagen kann, dreht sie sich um ...
    ... und geht mit dem Wasserkessel zu der Stelle, an der Franz gerade dabei ist, Holz für ein Lagerfeuer aufzustapeln. Ich habe keine Ahnung, was Jenny gerade eben von mir wollte und blicke ihr vermutlich etwas verdutzt hinterher.
    
    Da ich mir keinen Reim auf ihr Verhalten machen kann, weil sie in letzter Zeit sowieso etwas komisch ist, schiebe ich meine Überlegungen beiseite und mache mich an den Aufbau des Lagers. Das Zelt ist schnell montiert, schließlich habe ich nach all den Tagen Übung darin. Jenny kocht und Franz überprüft die Ausrüstung. Das muss immer wieder gemacht werden, um nicht in dem Moment, in dem man sie dringend braucht, dumm dazustehen.
    
    Wir hängen alle unseren Gedanken nach. Keiner spricht ein Wort. Das ist auch nicht nötig, wir sind ein eingespieltes Team. Da wir untertags im Boot auf recht engem Raum zusammengepfercht sind, erscheint uns der größere Abstand, wenn wir an Land sind, wie der ersehnte Freiraum vor.
    
    Wenn man so lange auf so engem Raum zusammenlebt, wie wir das seit Wochen tun, hat man kaum noch Geheimnisse voreinander. Im Großen und Ganzen muss ich zufrieden sein. Natürlich gibt es ab und an eine kleine Diskussion. Das ist bei einer solchen Expedition auch unvermeidlich. Doch einen wirklichen Streit hatten wir bisher noch nicht. Das spricht für die gute Auswahl der Teilnehmer.
    
    "Essen!", ruft Jenny. "Es gibt Bohnen mit Speck."
    
    "Mh, lecker!", freut sich Franz.
    
    "Prima!", lobe auch ich.
    
    Wir setzen uns am Feuer zusammen. Jenny hat dort ...
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