Sandstürme - Start in ein neues Leben
Datum: 11.10.2021,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Bill Hayman
... beiden Händen ein Herz und senkt ihren Kopf zur Seite hin. Es war ihre Art zu sagen, dass ich jetzt irgendwie doch ein armer Kerl bin. Ich drehte mich nochmals um, um das leere Cockpit ein letztes mal anzusehen und sah, wie Uwe seine Mütze aus der Garderobe zog und mich anschaute und sagte: "Wow, das mit Sonja gerade eben ist wohl so einer dieser Momente, die jedem eine Gänsehaut verpassen. Halt dir die Kleine warm". Zeit für mich, meinen Crew Bag und das Jacket zu fassen. Beinahe hätte ich die Schallplatte auf dem Co-Pilotensitz vergessen und Uwe reichte mir noch die Wundertüte. Ich bin voll durch den Wind. Wir verliessen alle irgendwie schweigsam den Flieger.
Im Crewbus wollten nur noch die beiden Kolleginnen reden. Sie gaben mir teils unter schallendem Gelächter hundert Tips, was ich in Dubai alles unternehmen müsse. Sie holten nicht einmal Luft dabei. Sie wechselten sich ab und redeten so schnell wie Patronen aus einem Maschinengewehr kommen. Ich konnte keine Worthülse mehr aufnehmen, obwohl ich beide mochte und mich bemüht habe, bei ihnen zu bleiben. Auch sie wollten mich besuchen kommen.
Ich wollte aber nur Sonja bei mir haben. Misst, soll ich die ganze Übung mit Dubai nun abblasen? Noch während der Landung freute ich mich auf die Emirate, jetzt war alles anders.
Ich blickte rüber zu Sonja, sie schaute in der hintersten Sitzreihe aus dem Fenster und kuckte den vorbeiziehenden Fliegern auf dem verregneten Vorfeld nach. Am liebsten hätte ich mich zu ihr ...
... gesetzt, aber ich wusste, dass unser Bus in weniger als 30 Sekunden beim Operationsgebäude ankommen wird. Genau so war es auch. Beim Aussteigen versuchte ich irgendwie in ihre Nähe zu kommen. Auch Natalie versuchte an mir dran zu bleiben, wohl aus Angst meinen Anschluss zu verlieren. Normalerweise dürfen Angehörige nicht mit. Uwe hat zu meiner Überraschung etwas gedeichselt. Wahrscheinlich wollte Natalie auch in meiner Nähe sein, wenn ich mit Sonja spreche. Ich erblickte Sonjas Koffer mit dem "Gilmore Girls" Sticker und nahm ihr diesen samt ihrem Crew Bag aus dem Kofferraum. Sie dankte mir, schaute mich kurz liebevoll aber mit ernster Mine an und presst ihre Lippen für gut eine Sekunde zusammen, als ob sie damit ein "das war es dann wohl" ausdrücken wollte. Ihr Blick und sie selbst wandten sich danach von mir ab und Natalie legte ihre Hand kurz darauf fürsorglich auf meine Schulter. "Sie braucht etwas Zeit", sagte sie, als Sonja schon etwas Abstand gewonnen hatte.
Wir alle verabschiedeten uns, wünschten uns viele glückliche Landungen. Ich zeigte meiner Schwester, die sichtlich interessiert war, den Hauptsitz. Ich riss mich zusammen, um in Gedanken nicht andauernd bei Sonja zu sein und um Natalie auch ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Und wie es so war, erblickten meine Augen genau diese Frau aus Augsburg in der Wäscherei, wo sie wohl gerade eine gereinigte Uniform abholte. Sie sah mich bedröppelt an, quetschte noch ein Lächeln über ihre süssen Lippen und winkt mir mit ihren ...