1. Ihr erster Kuss kam nicht von ihm 01


    Datum: 03.11.2021, Kategorien: Erstes Mal Autor: byponygirlie

    Eine fiktive Geschichte, die sich woanders mit anderen Personen abgespielt haben mag.
    
    Ihr erster Kuss kam nicht von ihm (1)
    
    Ein Kompromiss für Aniela
    
    Ani war so zufrieden wie es möglich war unter den Umständen. Sie hatte es geschafft. Sie hatte endlich ihre eigene Wohnung in der Stadt weit weg von ihrer Heimatkommune. Na ja, eigene Wohnung traf es nicht ganz, denn es war eine Wohngemeinschaft. Stadt, das galt auch nur eingeschränkt, gemessen an ihrer ursprünglichen Idee von einer Großstadt wie Hamburg oder Berlin. Weit weg Vechta konnte man immerhin mit rund 30.000 Einwohnern nicht mehr als Kleinstadt bezeichnen. Es war aber bedeutend anonymer und besser als die kleine Gemeinde in der Nähe von Cloppenburg, aus der sie stammte. Dort waren überwiegend osteuropäische Auswanderer mit sehr konservativen Ansichten zur Emanzipation und Sexualität zu finden.
    
    Sie war froh, es geschafft zu haben, dort wegzukommen. Auf der Oberschule hatte sie die liebreizenden Spitznamen ‚Dampfwalze' und ‚Quadratlatsche' bekommen, was sie zur einsamen Außenseiterin machte. Diese hatten sie auf das Gymnasium in Cloppenburg begleitet. Den Schulbesuch hatten ihr verwitweter Vater und ihre altmodische Oma nur daher akzeptiert, weil der Priester es empfohlen hatte.
    
    Der nächste Schritt war jetzt die Ausbildung als Rettungs-Sanitäterin in Vechta. Auch dem waren wieder endlose Diskussionen vorausgegangen. Wozu diese lange Ausbildung, wenn Aniela doch bald heiraten würde? Eine Hausfrau muss ...
    ... kochen können -- und nicht die Anatomie von Menschen lateinisch beschreiben können. Medizin studieren? Wie konnte das Kind nur auf die Idee kommen, wo ihr Abitur doch weit von dem erforderlichen Schnitt entfernt war! Und so weiter...
    
    Der Malteserhilfsdienst, wo die Ausbildung stattfinden sollte, war katholisch. Das war eines der Argumente, was sie rettete. Daneben wohl auch die wachsende Einsicht, dass die meisten Jungen im Ort es nicht mochten, wenn ein Mädchen so gut in Judo war, dass die meisten von ihnen bei einem Wettkampf auf dem Rücken lagen, noch bevor sie bis zehn zählen konnten. Das drang auch zu ihrem Vater durch. Es störte sie nicht. Wer sie als ‚Dampfwalze' bezeichnete, nun, der musste damit rechnen, dass er platt auf dem Rücken lag...
    
    Das zweite wesentliche Argument war wohl die Bitte von den baptistischen Freunden ihres Vaters aus Russland Deren Tochter Veronika wurde inzwischen als ähnlich hoffnungsloser Fall wie Aniela betrachtet. Die Gründe dafür waren anders, aber die Beurteilung der Heiratsaussichten im Ort waren ähnlich desolat. Veronika war als ‚Brillenschlange' und ‚Blindschleiche' auf der Oberschule bekannt gewesen. Sie war nicht in ihrer Klasse gewesen, da sie dort noch eine Jahrgangsstufe unter ihr war. Sie war bei den Jungen deshalb nicht beliebt, weil Veronika diese in punkto Schulleistungen platt machte. Sie legte ein Einser-Abitur ab, obwohl sie vorher eine Klasse übersprungen hatte.
    
    Sie wollte Mathematik studieren, was unerhört war. Sie ...
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