1. Zufällige Begegnung


    Datum: 09.12.2021, Kategorien: Romantisch Autor: Freudenspender

    ... Missverständnis", beteuert er.
    
    "Das soll ich glauben? Sie können mir nicht einmal in die Augen schauen. Warum denn wohl?", bleibt sie ruhig.
    
    Absolut souverän bietet sie mir und Herrn Gruner Platz an und setzt sich dann ausgesprochen bequem gegenüber von Meinrad hin. Dieser ist sichtlich verwirrt.
    
    "Wie ist es, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht?", meint Pia. "Das ist kein schönes Gefühl. Nicht wahr?"
    
    Sie betrachtet ihren Gesprächspartner sehr genau. Meinrad ist sich bewusst, dass er einen schweren Stand hat. Er hätte sich wohl nie erwartet, dass ihm genau bei dieser für ihn so wichtigen Angelegenheit Pia gegenübersitzt, der er mehr als übel mitgespielt hat. Er unternimmt deshalb noch einen letzten verzweifelten Versuch.
    
    "Herr Gruner, sagen Sie doch auch etwas. Sonst haben doch immer wir die Verhandlungen gefühlt", fordert er den Geschäftsführer auf.
    
    "Sie müssen schon mit der Präsidentin sprechen. Ich bin nur da, um sie zu unterstützen", stellt dieser sachlich klar.
    
    Meinrads Blick wandert wieder zu Pia. Er muss nun einsehen, dass kein Weg an ihr vorbeiführt. Pia hingegen genießt es sichtlich, ihn in der Hand zu haben. Um ihre Lippen spielt ein gemeines Lächeln.
    
    "Nun, Herr Meinrad, wie Sie mit Ihren Mietern umspringen, das mussten wir leider feststellen. Ihnen ist schon bewusst, dass wir bei diesem Vertag um ihre Existenz geht", will Pia wissen. Sie wedelt dabei mit dem Vertragsentwurf, den Gruner schon vorbereitet hat.
    
    "Ich kann auch anderswo ...
    ... hingehen", meint Meinrad trotzig.
    
    Auflehnung kommt in ihm hoch. Ich habe von Meinrad immer den Eindruck gehabt, dass er überheblich ist. Im Augenblick jedoch ist er unsicher und hat Angst. Allerdings will er sich auch nicht einfach geschlagen geben und schon gar nicht Pia. Für ihn ist es eine denkbar blöde Situation.
    
    "Sie wissen besser als ich, dass das kompletter Blödsinn ist. Sie finden kaum ein anderes Geschäftslokal in dieser Größe, in einer solchen Lage zu einem so günstigen Preis. Vor allem die unglaublich günstige Lage ermöglicht es Ihnen, den großen Ketten zu trotzen. Ein weiterer Punkt sind Ihre Mitarbeiter. Wenn Sie ihre Leute nicht hätten, die mit Ihrer hervorragenden Beratung und freundlichen Bedienung die Kunden an das Geschäft binden, könnten Sie zusperren", doziert Pia.
    
    Ich bin überrascht, wie gut sie die Situation einzuschätzen in der Lage ist und wie schnell sie sich in die Position des Stärkeren eingefunden hat. Von ihr bin nicht nur ich überrascht, auch Gruner und Meinrad hätten ihr das wohl nicht zugetraut. Ich vermute, dass ihr das Psychologie-Studium eine große Hilfe ist. Vermutlich kennt sie auch den Laden, der Rest dürfte Bluff zu sein.
    
    "Sie haben Recht. Ich war unfair zu Ihnen und ich kann den Laden dicht machen, wenn ich diese Lage nicht mehr habe", gibt Meinrad kleinlaut zu.
    
    Mich überrascht, wie schnell er eingeknickt. Das liegt wohl daran, dass Pia ihre Rolle ausgesprochen gut ausspielt.
    
    "Erwarten Sie jetzt, dass ich sie tröste? Oder ...
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