1. Laycastre 04 - Im unendlichen Wald


    Datum: 15.03.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bypronstories

    Ein feuchtes Gebiss schnappte zu, grün-blaue Augen blickten ihn zornig an. Der Fuchs schwang den Hammer und verurteilte ihn zu einer lebenslangen Strafe in den Fesseln am Baum. Ein weißer, kleiner Hintern sprang vor ihm hin und her. Krallen zogen tiefe, blutige Furchen in seinen Rücken. Er rannte atemlos über eine Blumenwiese, deren Blüten winzige Wunden in seine Füße bissen. Ein...
    
    Der Aufprall trieb ihm den Atem aus der Lunge. Vergeblich nach Luft ringend sah Noram sich panisch um. Mayella - nein, Lisindra! flatterte neben ihm, die Klauenhand hoch erhoben. Ein zahniges Grinsen beherrschte ihr Gesicht, als ihre Klauenhand nach unten schoss.
    
    Noch ein Alptraum?, schoss es Noram durch den Kopf - als sich plötzlich die Fesseln hinter seinem Rücken lösten. Im gleichen Moment konnte er wieder Luft holen.
    
    "Hhhhhhaaahhh! Danke!", keuchte und japste er. Dann stöhnte er schmerzerfüllt auf, als seine verkrampften Muskeln protestierten. Er brauchte noch Minuten, bis er sich wieder einigermaßen bewegen konnte und die Fragen von Lisindra bemerkte.
    
    "Was machst du hier? Wieso hängst du am Baum?", fragte sie ihn; natürlich trug sie dabei ihr spöttisches Lächeln zur Schau.
    
    "Mayella", antwortete Noram.
    
    "Ah, ich verstehe!", kicherte Lisindra. "Nun, dann hat sie bestimmt das hier für dich dagelassen!". Erst jetzt bemerkte er neben sich eine Blüte voll Wasser und ein großes Blatt, auf dem einige Beeren lagen; andere waren heruntergerollt, wahrscheinlich durch seinen Sturz ...
    ... oder die Bewegungen danach.
    
    "Oh", meinte Noram. Dann: "Oh!". Er rappelte sich auf und rannte hinter einen anderen Baum. Dort schlug er, begleitet von Lisindras Lachen, sein Wasser ab. Er ging zurück zu ihr, aß und trank gierig.
    
    "Wo ist Mayella?", fragte er, während Beerensaft seinen Mund hinunterlief.
    
    "Keine Ahnung!", meinte Lisindra.
    
    "Hast du meine Sachen gesehen?", fragte er als nächstes.
    
    "Meinst du diese Fetzen da vorne?"
    
    Traurig blickte Noram zu dem, was von seiner Hose und seinem Hemd übrig geblieben war. "Hm, das kann ich wohl nicht mehr anziehen."
    
    "Macht nichts", meinte Lisindra. "Für einen Menschen hast du einen wirklich schönen Körper! Wäre doch schade, ihn zu verstecken."
    
    "Hm", grummelte Noram.
    
    Plötzlich zuckte Lisindras Kopf nach oben, sie machte einen Satz nach hinten. Kreischend wie eine Furie stürzte Mayella sich auf die Stelle, an der Lisindra einen Wimpernschlag zuvor noch gesessen hatte. Wie zwei Katzen kreisten die zwei Feen auf den Fußballen umeinander, die Flügel nervös schlagend.
    
    "Was hast du gemacht!", zischte Mayella. "Ich war noch nicht mit ihm fertig!"
    
    "Woher soll ich das wissen!", fauchte Lisindra zurück.
    
    "Halt dich einfach von meinen Spielzeugen fern!", entgegnete Mayella.
    
    "Deins? Ich habe ihn zuerst gefunden!"
    
    "Und ihn verloren! Jetzt gehört er mir!"
    
    "Von wegen!"
    
    Wie auf ein unsichtbares Signal stürzten sich die beiden Feen mit gebleckten Gebissen aufeinander; ihre Klauen wirbelten, kreischende Schreie ...
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