1. Unter anderen Vorzeichen


    Datum: 04.05.2022, Kategorien: Romantisch Autor: lost_of_mind

    ... ging sie auf mich zu, nahm mich spontan in den Arm und drückte mich ganz feste. Etwas unbeholfen legte ich meine Hände an ihre schmalen Hüften. Ich fühlte ihre Wärme wohlig durch meinen Körper strömen. Warum war das nur so angenehm? Weil es von Herzen kam?
    
    Sie lehnte sich zurück ohne mich frei zu geben, sah mich durchdringend an. Hatte Linda etwa ihre Augen geschminkt? "Danke Marvin! Du ahnst garnicht welche Last du mir von den Schultern genommen hast." Ich war etwas sprachlos, auch peinlich berührt. Denn für mich war es pure Notwendigkeit. Sie fuhr fort: "So, das letzte Wochenende machen wir jetzt mal nichts mehr! Du warst so fleissig, ruh dich wenigstens noch zwei Tage aus und lass dich ein bisschen verwöhnen. Geniesse den schönen Garten."
    
    Ich bedauerte fast wie sie mich frei gab, sah ihr hinterher bis sie um die Ecke verschwand, hörte noch das leise Tackern ihrer Absätze bis sie in ihrem Schlafzimmer verschwand. Für mich gab es jetzt ein Bett im neuen Nähzimmer von Linda, erschöpft und erleichtert ging ich schlafen. Erst wenn die Anspannung und der Druck abfällt merkt man doch wie sehr der Körper geschunden wurde. Von drüben hörte man es noch leise Feiern, aber ich schlief sofort ein.
    
    Am Samstag erwartete mich langes Ausschlafen und danach ein opulentes Frühstück. Wer soll das nur immer alles Essen? Linda druckste ein wenig rätselhaft herum. So von wegen Fahrzeit und Sprit. "Warum, wo möchtest du hin?" Fragte ich.
    
    "Bad Griesbach hat eine schöne Therme. Wir ...
    ... könnten uns dort symbolisch den Baustaub abwaschen, sozusagen als Feier der Fertigstellung. Meine Wohnung ist wirklich ansprechend geworden und ich wollte dich deswegen dort Einladen. Ist aber halt ziemlich weit zu fahren."
    
    Das beunruhigte mich am wenigsten. Ich habe ein normales Einkommen, ein kleines sehr sparsames Auto, lebte im Alltag nicht unverhältnismässig, eine folge von Ottos und Lindas Erziehung. Mir machte eher Sorgen dass sie das schon wieder sponsoren wollte? Ich ahnte durchaus wie es auf ihrem Konto aussehen würde. Zumindest einstweilen noch. Mit dem Vorsatz das irgendwie anderweitig regeln zu wollen sagte ich zu.
    
    Die Sorge war unbegründet, denn Linda hatte Gutscheine, bei der Oster-Tombola der Landfrauen gewonnen. Ich wartete nur sehr lange vor dem offenen Spind, wollte ihren Kram mit einschliessen. Nach vielleicht 5 Minuten fragte ich mal vorsichtig über den Sichtschutz der Umkleidekabine hinweg: "Linda, bist du noch da?"
    
    Hinter der Sichtschutztüre hörte ich ihre Stimme: "Schon, ja! Nur mein Badeanzug passt mir nicht mehr! Ich hätte den Zuhause noch prüfen sollen, weil ich den Jahre lang schon nicht mehr getragen hatte. Und jetzt?"
    
    "Unten im Eingangsbereich sah ich welche zum kaufen."
    
    "Die sind viel zu teuer! Hoffentlich müssen wir deswegen jetzt nicht wieder heimfahren?"
    
    Ich überlegte kurz. Sah dort in der Ecke zufällig eine verlassene Kindersocke am nassen Boden liegen, in einer offenen Umkleide lag ein einsamer Kamm auf der Ablage. Damit fiel ...
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