Merlins Kinder 06.1 Hexenjagd
Datum: 30.06.2022,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byPhiroEpsilon
... Ohr.
Ich tat ihm den Gefallen und fühlte, wie sich der Teppichboden unter meinen Schuhen in etwas viel Weicheres verwandelte. Ich öffnete die Augen.
"Wow!", entfuhr es mir. "Wir sind tatsächlich da."
6
Máiréad
Ich spürte eine Erschütterung der Welt und atmete auf. Wie viele lange Jahre war ich schon allein hier! Mutter hatte fast ein Jahrtausend allein gelebt, doch das war nichts für mich. Dreihundert Jahre waren genug.
"Máiréad!", rief eine Frauenstimme. "Máiréad Ní Éabha! Bist du da?"
Ich ließ mich von einem Wirbel aus Blättern in die Richtung tragen, aus der die Stimme kam. Nicht viele Menschen kannten mich, also musste es Melanie sein, die Frau meines Vaters.
Ich hatte mich nicht getäuscht. Für sie war nur ein Jahrzehnt vergangen, seitdem wir uns zuletzt gesehen hatten, und sie sah immer noch sehr jung aus.
Doch dann erstarrte ich. Die beiden Männer, die sie bei sich hatte, waren — äußerst seltsam.
Zum einen war es die unerwartete Farbe ihrer Haut. Ein dunkles, sehr angenehmes Braun, fast schwarz. Ihre Gesichter sahen jung aus, und dennoch hatten sie keine Haare auf dem Kopf.
Auf den ersten Blick dachte ich, es handele sich um Zwillinge, denn ihre Gesichtszüge waren identisch. Absolut identisch. Doch einer von ihnen zeigte eine äußerst außergewöhnliche Ausstrahlung, etwas, das ich nicht einordnen konnte.
Sie starrten auf die Blätter, die mich trugen. Melanie lächelte mich erfreut an, doch die beiden Männer konnten mich ja nicht ...
... sehen.
Also wirbelte ich noch ein paarmal um die beiden herum, die nicht wussten was ihnen geschah. Dann ließ ich die Blätter verschwinden und rannte auf Melanie zu um sie zu umarmen. "Vatersfrau!", rief ich. "Ich freue mich, dich zu sehen."
Sie drückte mich und küsste mich auf den Mund. "Ganz meinerseits. Du siehst keinen Tag älter aus als beim letzten Mal."
"Äh, Melanie, mit wem redest du da?", fragte einer der Männer.
"Máiréad kann nur von Frauen gesehen werden", erklärte der andere. "Patrizia hat mir das mal erklärt." Er runzelte die Stirn. "Moment mal. Das hättest du doch auch hören müssen."
"Ich war damalsetwas abgelenkt. Darf ich dich daran erinnern, dass sie währenddessen auf dir geritten ist? Du magst dabei ja an etwas anderes denken können. Ich nicht."
"Wer sind die beiden Scherzbolde?", fragte ich Melanie. "Und was haben sie mit dir und meiner Nichte zu tun?"
Melanie kicherte. Dann wurde sie ernst. "Ich erzähle es dir." Sie wandte sich an die Männer. "Geht schwimmen oder sonst irgendetwas, während die Frauen die ernsten Themen besprechen."
"Nein", sagte der ernsthaftere der beiden. "Ich bleibe hier."
Der andere zuckte die Schultern und setzte sich ins Gras. "Wenn wir schon reden, sollten wir uns wenigstens hinsetzen."
*
Ich sprang auf. "Was wollt ihr? Mein Blut? Ich —" Ich musterte die beiden. Sie schienen es ernst zu meinen, auch wenn es verwirrend war, dass sie ständig an mir vorbeischauten. Auch jetzt hatten sie mich nicht ...