1. Merlins Kinder 06.1 Hexenjagd


    Datum: 30.06.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... Jahrhundert. Die Welt war sowieso überfüllt, und nur die Tatsache, dass wir Blut nur tropfenweise brauchten hatte unsere Familie β€” im Gegensatz zu den "richtigen" Vampiren β€” vor Nachstellung bewahrt.
    
    "Ich habe Narkissos eingeladen."
    
    Ich stöhnte laut und inbrünstig. Der Kerl war ein entfernter Cousin, "nur" zweihundert Jahre älter als ich und hielt sich für den Gipfel der Schöpfung. Außerdem konnte er seine Finger nicht bei sich lassen. Jedes Mal, wenn Mamá in den letzten dreißig Jahren versucht hatte, uns beide zu verkuppeln, hatte er sich mit Bisswunden davongemacht.
    
    Ich wollte ihn nicht! Nicht mit ihm schlafen und schon gar nicht als Ehemann, von dem ich für mindestens ein Jahrtausend nicht loskommen würde. Am schlimmsten war es, dass seine Familie in einer echten Höhle wohnte, irgendwo oben am Psiloritis, ohne elektrischen Strom, Handyempfang oder gar Internet.
    
    Meine Eltern waren in die Nähe von Heraklion gezogen, nachdem Papa als hochdekorierter Held aus dem ersten Weltkrieg zurückgekehrt war. Nicht unbedingt eine Millionenstadt, aber groß genug, dass eine junge Frau von heute alles hatte, was sie brauchte: Kneipen, Kinos, Schuhgeschäfte und so weiter.
    
    Aber Mamá hatte es sich nun einmal in den Kopf gesetzt, mich an dieses Malákas zu verkaufen. Wer wusste schon, was er ihr für mich geboten hatte.
    
    Also blieb mir nur eines übrig: Ich packte die nötigsten Sachen, plünderte mein Sparbuch, und sprang in den nächsten Flieger, der Kreta verließ, ...
    ... zufälligerweise in Richtung Deutschland.
    
    *
    
    "Und was hat das alles mit Máiréads Blut zu tun?", fragte Leon interessiert.
    
    Ich zuckte die Schultern. "Mamá hat mich ganz formell aus der Familie ausgestoßen. Keines meiner Geschwister darf mit mir reden. Ich β€”"
    
    "Du willst versuchen", sagte Frau Weiß nachdenklich, "dir einen Weg zurück zu kaufen. Meinst du wirklich, dass das funktioniert?"
    
    "Ich β€”" Meine Stimme versagte. Ich räusperte mich. "Ich muss es einfach versuchen. Nils will mich heiraten. Er ist β€” naja β€”"
    
    "Haarig?" "Unwiderstehlich?" Simba und Leon redeten gleichzeitig.
    
    Ich musste lachen. "Beides." Dann wurde ich wieder ernst. "Ich denke, dass Mamá ihn als meinen Ehemann akzeptieren würde. Werwölfe gibt es auf Kreta nicht, also stellt er in ihren Augen schon eine Rarität da. Aber ich brauche eine Verhandlungsgrundlage."
    
    Damit blickte ich Patrizias Großmutter β€” oder Ur-, sie hatte sich immer noch nicht vorgestellt β€” in die Augen. "Das ist die Wahrheit, Frau Weiß."
    
    Zum ersten Mal lächelte sie. "Sag ruhig Tamara zu mir." Dann wandte sie sich an die Männer. "Also gut. Ich denke, wir können ihr vertrauen."
    
    Leon hinter sich und reichte mir die Tasche, die ich ihm gegeben hatte. Zu meinem Erstaunen enthielt sie nicht nur meine Phiole, sondern noch drei weitere, randvoll mit Blut. "Danke, danke. Ich β€”" Ich leckte mir die Lippen. "Ich würde euch gerne meinen Dank beweisen."
    
    "Keine Zeit", sagte Simba. "Aber vielleicht sehen wir uns ja nachher wieder. Ich würde dich ...