1. Merlins Kinder 05: Langeweile


    Datum: 29.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... zudringlichen Kerlen hat. Und du?"
    
    "Ditto. Ich will nur mal die Lage erkunden."
    
    "Noch Jungfrau?"
    
    Ich nickte. "Technisch gesehen nicht mehr, aber ich hab' noch keinen Kerl getroffen, den ich an mich ranlassen wollte."
    
    "Sehr vernünftig. Ich hatte mal einen, aber —"
    
    "Ja?"
    
    Sie trank einen großen Schluck von ihrem Cocktail. "Mit Kerlen rumzumachen, ist für mich nicht ganz ungefährlich. Ich habe normalerweise keine Vampirzähne —" Sie hob mit zwei Fingern ihre Oberlippe an. "— aber, wenn ich so richtig in Fahrt bin—"
    
    "Dann wirst du zum Tier?"
    
    Sie lachte auf. "Gut ausgedrückt. Und du? Du riechst wirklich gut."
    
    "Ich bin ein Viertel Mensch, ein Viertel Hexe, ein Viertel Magier und ein Viertel irische Göttin."
    
    Sie leckte sich demonstrativ die Lippen. "Wusste ich's doch. Ein wirklich exquisiter Cocktail."
    
    Es dauerte nicht lange, bis wir zusammen im Bett landeten, doch sie kriegte mein Blut erst, nachdem der versammelte Mütterrat im Hause Weiß ihr Plazet gegeben hatten.
    
    Aber für einige Zeit waren wir ein echtes Liebespaar. Bis wir auf Nils trafen. Wir schlenderten eines Abends Hand in Hand durch das Kneipenviertel und diskutierten darüber, ob wir uns noch eine Frau für die Nacht anlachen sollten, als eine Gruppe junger Männer uns fast überrannt hätte, die grölend aus einer Kneipe kam.
    
    "Hey", brüllte einer. "Tussies!"
    
    Ich runzelte die Stirn.
    
    Ein anderer legte den Kopf schief. "Hab ich euch nicht gestern aus der Lesbenbar kommen sehen?"
    
    "Ja ...
    ... und?", fauchte ihn Euphoria an.
    
    "Wollt ihr 'mal 'nenrichtigen Kerl?"
    
    Ich wollte ihm gerade sagen, wo genau er seinenrichtigen Kerl hinstecken konnte, als es über ihm dunkel wurde. Ein tiefes, leises Grollen ertönte, und der Kerl riss seinen Kopf herum.
    
    Der junge Mann, der plötzlich hinter ihm stand, sah gar nicht so bedrohlich aus. Er war groß, sicher über zwei Meter, aber blond und lächelte eher sonnig als dunkel.
    
    Doch die Kerle schienen ihn zu kennen.RichtigerKerl zog seine Schultern ein und schob sich seitwärts aus seiner Reichweite.
    
    Ich runzelte die Stirn und blickte zu Euphoria. Sie hatte mal wieder die Nase gehoben und schnüffelte. Dann zwinkerte sie mir zu und leckte sich über die Lippen.
    
    "Hallo", sagte der junge Mann mit überraschend tiefer Stimme. "Ich bin Nils."
    
    "Du bist ein Varg", platzte Euphoria heraus. Ich griff nach ihrer Schulter und hielt sie zurück.
    
    Nils hob verblüfft die Augenbrauen.
    
    Ich deutete mit dem Daumen. "Euphoria, Lamia. Patrizia, Hexe."
    
    "Oh", sagte er und musterte Euphoria. "Eine Lamia. Sehr interessant." Seine Augen schienen sie verschlingen zu wollen.
    
    "Was ist ein Varg?", fragte ich.
    
    "Werwolf", hauchte Euphoria. "Sooo stark, sooo gutaussehend und sooo ein männlicher Duft."
    
    "Nun mach mal halblang", sagte ich. "Das ist ja echt peinlich."
    
    "Lass nur", sagte Nils, sein Blick starr auf meine Lamia-Freundin gerichtet. "Darf ich euch zu einem Bier einladen?"
    
    Womit ich meiner festen Freundin verlustig ging, aber ...
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