1. Merlins Kinder 05: Langeweile


    Datum: 29.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... zusammen und machten es sich zur Aufgabe, mich vor zudringlichen Kerlen — und später auch wieder vor Mädchen — in Schutz zu nehmen.
    
    Ich musste mir zwar immer wieder vorsagen, dass sie lesbisch waren, dass ich keinerlei romantisches Interesse an ihnen hatte, sondern dass sie einfach nur gute Kameraden waren.
    
    Doch irgendwann hatte es mein Unterbewusstsein geschnallt und meine Migräneanfälle wurden deutlich weniger.
    
    Dass die beiden am Ende des letzten Semesters zusammen nach Amerika gingen, war für mich ein weiterer Grund, die Uni zu wechseln.
    
    Hier war ich glücklicherweise bisher von Annäherungsversuchen verschont geblieben. Warum Patrizia nichts versucht hatte, war mir ja jetzt klar.
    
    5
    
    Patrizia
    
    Die ganze Szene war natürlich für ein Publikum aus genau einer Person inszeniert, aber meine Beziehung zu Euphoria durchaus echt.
    
    Wir hatten uns vor einem Jahr in einer Lesbenbar getroffen. Nein, ich bin nicht lesbisch, aber ich wollte damals meine ersten Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht sammeln.
    
    Ich hatte mich an die Bar gesetzt, von der aus ich einen guten Überblick über das Angebot hatte. Die meisten Frauen warfen mir einen kurzen Blick zu und beschäftigten sich dann mit jemand anders.
    
    Doch Euphoria kam zielstrebig auf mich zu, die Nase hoch erhoben und tief atmend. Dann blieb sie vor mir stehen. "Wow!", keuchte sie. "Du bist ein Mensch?"
    
    "Patrizia", sagte ich. "Was hast du erwartet?"
    
    "Ich — Sorry." Sie streckte ihre Hand in meine ...
    ... Richtung. "Euphoria", sagte sie. "Ich bin ein Vampir."
    
    Ich ergriff ihre Hand. "Freut mich, dich kennenzulernen. Möchtest du mein Blut?"
    
    Sie hob unsere verschränkten Hände zu ihrer Nase. "Unbedingt", sagte sie. "Du riechst sooo gut."
    
    "Äh —" Ich hatte das mit dem Vampir für einen Witz gehalten, doch sie schien das tatsächlich ernst zu nehmen. Also verstieß ich gegen die ungeschriebene Hexen-Etikette und scannte sie mit meinem sechsten Sinn. Sie war tatsächlich ein magisches Wesen. "Können wir erst einmal etwas zusammen trinken?", fragte ich. "Etwas Nicht-Blutiges oder trinkst du nur Blut?"
    
    Sie grinste mich an. Dann schüttelte sie den Kopf. "Blut fällt bei mir nicht in die Kategorie Grundnahrungsmittel. Ich bin eigentlich gar kein Vampir, sondern eine Lamia, aber das sagt den meisten Menschen nichts. Ich brauche das nur tröpfchenweise. Meine Familie praktiziert Blutmagie. Oma stellt Horoskope, Mama braut Heiltränke." Sie setzte sich auf den benachbarten Barhocker.
    
    "Und du?"
    
    "Ich weiß noch nicht recht. Ich hab derzeit einen Kurs in Symbologie belegt. Runen, Hieroglyphen und so weiter. Außerdem lerne ich kochen."
    
    Ich musste lachen. "Blutwurst?"
    
    Sie rümpfte die Nase. "Kann ich nicht ausstehen. Nee, ganz normale internationale Küche. Vielleicht mache ich ein Restaurant auf, wo es zum Nachtisch Sex mit einem Vampir gibt."
    
    "Bist du lesbisch? Ich meine —"
    
    "Nicht festgelegt. Ich komme hauptsächlich hierher, weil man interessante Frauen treffen kann und Ruhe vor ...
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