1. Merlins Kinder 05: Langeweile


    Datum: 29.07.2022, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byPhiroEpsilon

    ... Schätzung nah dran. Ich könnte bei dir nicht sagen, ob du zwanzig oder vierzig bist."
    
    Ich strich mit der Hand über mein Gesicht. "Ich bin dreiundzwanzig. Die Narben —"
    
    "— gehen mich nichts an. Hey, ich muss los. Ich hoffe, wir sehen uns."
    
    "Vielleicht. Danke für die Hilfe."
    
    "Gern geschehen." Sie wandte sich um und rannte los. Ihr Körper sah durchtrainiert aus. Und ihr Hintern in der engen Lederjeans war wirklich knackig aus. Ein leichter Kopfschmerz erinnerte mich daran, dass ich mir über so etwas keine Gedanken machen sollte.
    
    Ich schloss die Augen und wartete, bis der Schmerz abgeklungen war. Dann setzte ich mich in Bewegung. "Schwarzer Sabbat", murmelte ich. "Seltsamer Humor."
    
    *
    
    "Hey, Leon!"
    
    Ich wandte mich um. "Patrizia! Schön dich zu sehen."
    
    "Suchst du wieder nach Black Sabbath?"
    
    Ich lachte auf. "Nein, die Anzeige funktioniert inzwischen wieder richtig. Ich bin auf dem Weg zu meiner ersten Vorlesung. Quantenmagie 101."
    
    Sie runzelte die Stirn. "Du hörst Anfängervorlesungen? Fängst du erst mit dem Studium an?"
    
    "Schön wäre es. Ich habe drei Jahre in Paris auf der Sorbonne verplempert. Physik und Magie sind dort völlig getrennt."
    
    Sie feixte. "Stehen da noch Alchimie und Dämonenbeschwörungen auf dem Lehrplan?"
    
    "Woher weißt du das?"
    
    "Gut geraten. Komm mit. Ich habe denselben Weg. Stammst du denn aus Frankreich?"
    
    Ich schüttelte den Kopf. "Eigentlich sollte meine Hautfarbe das Gegenteil beweisen."
    
    "Aufdieser Uni? Ich kenne ein ...
    ... paar Schweden und Norweger, die sind dunkler als du."
    
    "Na dann wenigstens die Tatsache, dass Suaheli meine Muttersprache ist?"
    
    "Ja richtig. Das sagtest du ja beim letzten Mal. Hast du denn inzwischen einen Universaltranslator bekommen?"
    
    "Aber ja." Ich hob meinen Arm. Das juwelenbesetzte Armband funkelte in der Sonne. Noch etwas, worin die Leute hier den Franzosen voraus waren. Glücklicherweise sprach ich vorher schon fließend Französisch, sonst wäre ich dort gleich im ersten Semester untergegangen.
    
    "Also kommst du aus Afrika."
    
    Jetzt war es an mir zu feixen. "Bist du aber klug."
    
    "Sagt meine Oma auch immer. Und dann kriege ich eine auf den Hintern, weil ich mal wieder vorlaut war."
    
    Das hätte wahrscheinlich meiner Schwester auch gut getan, doch meine Eltern hatten sie zu sehr verhätschelt. Was böse geendet hatte. Ich wischte meine deprimierenden Gedanken beiseite.
    
    "Ich komme aus dem Kongo." Ich wies auf mein Gesicht. "Schwärzestes Afrika."
    
    "Und hast in Paris studiert?"
    
    "Ich wollte Lehrer werden, dann in meine Heimat zurückkehren und den Kindern Mathematik, Physik und Chemie beibringen."
    
    "Aber jetzt?"
    
    "Beulenpest. Ein ganz übler Stamm. Der halbe Kongo ist entvölkert oder steht unter Quarantäne."
    
    Sie blieb stehen. "Du hast deine Familie verloren." Das war keine Frage.
    
    Ich nickte. "Und meine Freunde und unser Dorf. Die Schule, in die ich gegangen bin, wurde niedergebrannt, um sie zu desinfizieren."
    
    "Und jetzt willst du etwas lernen, um ...
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