1. Martina und Joachim 01


    Datum: 24.10.2022, Kategorien: Erstes Mal Autor: byfutec

    ... von ihr? Und wie sollte ich damit umgehen?
    
    Aber -- es kam nichts mehr. Wir schwiegen beide fast eine halbe Minute lang. Sie schaute immer noch auf den Boden. Mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf. In mir begann ein Gedankenstreit zwischen zwei Parteien. Was sollte ich sagen? Irgendwas musste ich aber doch sagen. Durfte ich überhaupt darauf reagieren? Ich war doch Lehrer. Aber glücklicherweise nicht IHR Lehrer. Und wenn sie mich nur reinlegen wollte, um nachher ihren Mitschülerinnen was erzählen zu können? Nein, so ein Typ war sie sicher nicht. Und außerdem spürte ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich außer irgendwelchen rechtlichen Bedenken keinerlei Hemmungen spürte, etwas Positives dazu zu sagen.
    
    „Stimmt." Ich musste mich räuspern, meine Stimme klang belegt und verriet meine Unsicherheit. „Du hast mich ertappt. Entschuldige meine Glotzerei."
    
    Sie blickte mich von der Seite an. Ihr Gesicht war jetzt dunkelrot geworden und ich hoffte, dass niemand in diesem Moment vorbeikommen würde und sich fragen würde, was hier gerade ablief. „Ich hätte es nicht bemerkt, wenn ich Sie nicht auch immer wieder angeschaut hätte."
    
    Bomm! Volltreffer! Mir wurde der Boden unter den Füßen langsam aber sicher zu heiß. „Pass auf" sagte ich leise. Lass uns das Gespräch ein anderes Mal anderswo fortsetzen, ja? Es kann schnell unangenehm werden, wenn wir weiter hier sitzen bleiben. Wir werden ...
    ... schon eine Gelegenheit finden, ok?"
    
    Sie nickte leise. Ich hatte das Gefühl, dass sie irgendwie niedergeschlagen war. Aber was hätte ich jetzt tun sollen? In den Arm nehmen und trösten? Und morgen eine Stelle als arbeitsloser Lehrer suchen? Ich hätte ihr noch so gerne etwas nettes gesagt. Aber ich musste jetzt erst mal alles sortieren. Ein wenig stieg der Gedanke in mir auf, dass ich hier unter Umständen eine Chance verpassen würde. Chance? Was für eine Chance? War ich am Ende doch stärker von Gefühlen für sie erfasst, als ich bis dahin wahrhaben wollte? Ein Opfer meiner Träume? Und wie sollte ich wieder mit ihr in Kontakt kommen, wie ich eben angedeutet hatte? E-Mail? Nee, zu gefährlich, könnte in falsche Hände geraten. Treffen? Auch nicht ohne. Was wenn uns jemand dabei beobachtete? Was würden die Leute denken? Und was wollte ich überhaupt bei so einer neuerlichen Begegnung?
    
    Oh je, mir schwirrte der Kopf. Schnell, ich musste jetzt noch was sagen!
    
    „Ich möchte noch mit dir weiter sprechen, wenn du einverstanden bist. Ich überlege mir einen besseren Ort als die Schulaula. Aber wie gesagt -- nur wenn du nichts dagegen hast."
    
    Sie nickte wieder und ich stand auf. Ich schaute mich um, es war immer noch niemand da. Wie aus einem Reflex heraus berührte ich ganz kurz ihre Schulter, dann ging ich.
    
    Als ich mich nach ein paar Schritten zu ihr umschaute, saß sie immer noch da mit gesenktem Kopf. 
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