1. Aurelies fabelhafte Welt


    Datum: 02.12.2022, Kategorien: Transen Autor: by_Faith_

    ... seiner höflichen Aufmerksamkeit geschmeichelt. Am darauffolgenden Donnerstag fragte er, ob er sie für Samstag zum Essen einladen dürfte. Sie sollte ein Lokal in ihrer Stadt nennen, er würde sich um den Rest kümmern.
    
    Sie verabredeten sich für Samstag, 19 Uhr in einem kleinen italienischen Restaurant in der Fußgängerzone. Aurelie betrat das Lokal um zehn Minuten nach 19 Uhr, nicht weil sie sich verspätet hatte. Sie wollte ihn warten lassen.
    
    In einem knielangen Stretch-Rock mit hoher Taille und einem eng anliegenden, dunklen Oberteil, das hochgeschlossen, aber partiell transparent war, betrat sie das Lokal auf hohen Riemchensandalen und zog für einen Moment alle Blicke auf sich. Ihr Haar war mit einer großen Spange auf dem Hinterkopf hochgesteckt und ihr Gesicht ausgehfein geschminkt. Übergroße Kreolen an ihren Ohrläppchen rundeten das Outfit ab.
    
    Leon stand auf, als er Aurelie kommen sah. In seiner dunklen Stoffhose und dem weißen Hemd trug er ein klassisches Outfit, mit dem man als Mann nicht viel falsch machen konnte.
    
    »Sorry, für die Verspätung, aber ich warte nicht gerne«, sagte Aurelie und erwiderte die freundschaftliche Umarmung. Er bot ihr einen Stuhl an und setzte sich anschließend auf seinen Platz.
    
    »Warst du lange unterwegs?«, eröffnete Aurelie das Gespräch.
    
    »Drei Stunden mit dem Auto und du?«
    
    »Fünf Minuten zu Fuß«, grinste Aurelie.
    
    Als Leon Rotwein in die Gläser füllte, sagte er: »Ich habe in einem Motel am Stadtrand eingecheckt und bin mit ...
    ... der U-Bahn in die Innenstadt gefahren, da kann ich mit dir anstoßen und morgen ausgeschlafen nach Hause fahren.«
    
    »Klever«, sagte Aurelie und stieß mit ihm an.
    
    Während des Essens erzählte Leon von seiner Arbeit, bei einer Firma, die Luxusautos tunte.
    
    »Für Leute, denen ein normaler Porsche noch nicht exklusiv genug ist.«
    
    Er beschrieb sich als erfolgreiches Nachwuchstalent im Vertrieb, ohne allzu auffällig anzugeben. Bevor sich Aurelie langweilte, fragt er sie nach ihrem Lebensunterhalt.
    
    Sie erzählte von ihrem Job bei einem Kleinverlag: »Eigentlich habe ich mich auf eine Stelle im Artwork beworben, aber der Verlag ist so klein, dass ich überall einspringe, wo not ist. Das ist sehr interessant -- nur reich werde ich mit diesem Job nicht«, erkläre Aurelie abschließend und bedankte sich beim Kellner, als er das Geschirr abräumte.
    
    »Habe ich schon gesagt, dass du umwerfend aussiehst?«, frage Leon.
    
    »Nein, aber danke.«
    
    Aurelie wusste, dass etwas in der Luft hing. Leons Interesse ging über den freundschaftlichen Kontakt von ehemaligen Klassenkameraden hinaus -- wobei Kameradschaft hierbei höchstens im zynischen Kontext passend war. Aus Neugierde und weil Leon noch nichts Verfängliches unterlaufen war, spielte sie das Spiel mit. Als Manuel war sie das einsame Lämmchen auf der Suche nach einer Herde und es wurde jeden Tag vom Wolf gebissen. Aber, sie war kein Lämmchen mehr.
    
    »Haben weibliche Schafe Hörner?«, fragte sie und brachte Leon sichtbar durcheinander. Er ...
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