1. Stiefelknecht


    Datum: 23.03.2023, Kategorien: Reif Autor: lost_of_mind

    ... deiner Tante dabei doch helfen, Erich?" Mist, das war genau das was ich von meiner Mutter am allerwenigsten hören wollte, das was ich vermeiden wolte. "Du hast doch noch Urlaub? Und du gammelst eh nur total gelangweilt herum oder tust stundenlang in diesem Internet rum."
    
    Wie sie das schon sagte. Wie sie das Wort Internet verächtlich in die Länge zog. Und meine Tante? Sie lächelte. Wie immer. Gütig, aber vor allem Wissend. Warum fühlte ich mich plötzlich nur so ertappt? Vielleicht ahnte sie für was ich das Netz zu 85 Prozent nutzte? Wie wahrscheinlich alle Männer?
    
    Tante Elli begann so langsam über die Jahre ihre Wohnung zu renovieren. Mir kam vor umso mehr, je besser meine handwerklichen Fähigkeiten mit fortschreitender Ausbildung ausgeprägt waren. Einerseits ging ich gerne zu ihr, denn ich mag sie wirklich sehr. Andererseits war es immer mit reichlich unbezahlter Arbeit verbunden. Und mit viel emotionalem Stress wegen viel Frauenzeugs für einen Jugendlichen. Und so kam ich durch nun häufigere Arbeitsbesuche langsam hinter ihr - sagen wir aussergewöhnliches Lebensmodell.
    
    Sie wohnt recht anonym in der Stadt in einem klassischen Plattenbau. Wie wir und 70% aller Ossis auch. Sie hatte die grösstmögliche Wohneinheit, eine 5-Raum-Wohnung. Nachträglich oben auf ein Flachdach aufgesetzt. Ganz selten und schwierig zu ergattern, sicher auch nicht so Billig wie die Standard-Wohnungen darunter. Um sich das leisten zu können erzählte sie immer dass sie Untervermieten ...
    ... musste.
    
    Je öfter ich dort zum Arbeiten war umso mehr wackelte für mich diese Darstellung. Es wurde anrüchig und aufregend für mich, denn es sah alles eher nach einer Lebensgemeinschaft aus. Mit einer Frau! Ich sah noch nie so viele Klamotten rumhängen, ausser im Kaufhaus und noch nie so viele Schuhe rumstehen, ausser im Schuhgeschäft und das Bad war voll mit Kosmetika wie im Drogerie-Discounter.
    
    Nur gesehen hatte ich diese Frau anfangs nie. Von den rumhängenden Kleidern her hätte ich bei derer Statur her tendenziell auf grösser und schlanker getippt. Und wahrscheinlich blonde, kürzere Haare, was so im Bad noch herumlag.
    
    Das machte Tante Eleonore eher noch Interessanter für mich, denn sie sprengte damit vollständig den kleinbürgerlichen Mief. Du kannst dir Vorstellen: Die schwülstigen Träume eines Spätpubertierenden, zwei Frauen... Und gerade weil ich die Zweite nie zu Gesicht bekam befeuerte dies zusätzlich die Phantasien.
    
    Tante Elli unde ich kamen so natürlich öfter zusammen in Bau-, Garten- oder Möbelmärkte. Sie legt grossen Wert auf Styling und dementsprechend anspruchsvoll waren ihre Wünsche und Vorstellungen. Da blieb für mich kaum Raum für Eigenkreationen. Sie zeigte mir oft Bilder aus Zeitschriften: "So würde ich das gerne haben!" Und danach wurde dann die Einkaufsliste gestaffelt und der zu besuchende Markt ausgewählt.
    
    Wir fuhren mit ihrem Cabrio, einem Erdbeerkörbchen mit ziemlich starkem Motor, zu den diversen Bezugsquellen im Umland und beschafften eben was ...
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