1. Fasching Teil 1 von 8


    Datum: 11.05.2023, Kategorien: Erstes Mal Autor: byNimmermehr

    ... Fassungslos frage ich: „Und deine Mutter?!"
    
    „Die hat dabeigesessen und gesagt, ich solle mich nicht so anstellen und lieb zu meinem neuen Daddy sein! Sie hängt an der Nadel und der Typ ist Dealer und Zuhälter. Ich geh nicht mehr nach Hause!"
    
    Ich sah sie ernst an. „Musst du auch nicht! Willst du ihn anzeigen?"
    
    „Nein. Da hab ich zu viel Angst um meine Mutter und um mich. Der Typ und seine Kumpels sind ist einfach nur brutal."
    
    „Wie alt bist du, Melissa?"
    
    „Neunzehn."
    
    „Und die beiden anderen?"
    
    „Sandra ist achtzehn und meine Freundin. Wir studieren beide in Frankfurt. Und Elke, Sandras Kusine, ist zweiundzwanzig."
    
    „Wissen die beiden anderen davon?"
    
    „Ja. Deswegen wollten sie mich auch auf andere Gedanken bringen. Fasching, Abfeiern, Saufen, ... all den Scheiß mal für eins, zwei Tage vergessen."
    
    „Kann ich verstehen. Wo kommst Du unter?"
    
    „Für drei Tage kann ich bei Elke unterkommen. Dann kommen aber ihre Eltern zurück und für länger ist die Wohnung einfach zu klein. Auch mit dem Studium... Elke wohnt in Bad Homburg. Das sind ein paar Meter und ich habe gerade erst angefangen, BWL zu studieren. Ich will etwas aus meinem Leben machen! Nicht so, wie meine Mutter."
    
    Sie sprach sehr leise und eindringlich. Sie weinte nicht und blickte, während sie das sagte, unentwegt auf das Schneidebrett, wo sie den Salat weiterverarbeitete.
    
    Ich dachte einen Moment nach.
    
    „Ich kenne vom Job her verschiedene Frauenhäuser hier in der Region, wo man dich ...
    ... unterstützen kann. Das ist leider keine Dauerlösung. Aber da kann man dir definitiv weiterhelfen. Es gibt vorübergehend WGs... Und auch eine Studentenbude im Studentenwohnheim wäre ´ne Alternative! Davon abgesehen... Melissa, Polizei wäre echt gut.
    
    Schon allein, um den Typen hinter Gitter zu bringen."
    
    „Klar. Aber der kennt genug andere und irgendwann ist meine Mutter tot und ich bin es auch. Glaub mir! Der Kerl ist wirklich böse. Der hat ´ne Knarre und prahlt damit, die auch schon benutzt zu haben. Glaub mir! Du willst nicht wissen, wie das ist, das Ding in deinem Genick zu haben. Und das hatte ich mehr als einmal. Und nicht nur dort!"
    
    Unwillkürlich kniff sie ihre Beine zusammen.
    
    Ich schluckte und verdrängte eine gerade hochkommende Erinnerung an eine dramatische Situation in der Notaufnahme, wo eine Polizistin Gebrauch von ihrer Dienstwaffe machen musste, um meine Kollegin zu schützen.
    
    „Du hast Recht. Das will ich wirklich nicht wissen... Echt hart, was du durchmachen musstest."
    
    Es kostete mich wirklich einiges an Selbstbeherrschung, so ruhig zu bleiben. Ich war gerade extrem sauer auf den Typen, aber auch auf die Mutter.
    
    „Melissa, ich kenne da vielleicht aber noch andere Wege, als nur die Polizei."
    
    Sie sah mich fragend an.
    
    „Was glaubst denn du, wen man so alles im Laufe der Jahre zusammenflicken muss. Das Thema medizinische Schweigepflicht kann man, beispielsweise bei Schuss- oder Stichwaffenverletzungen und auch nach offensichtlichen Schlägereien, mitunter ...