Im Dienst großer Frauen
Datum: 13.05.2023,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Pacerio
... von männlichen Mode-Göttern wie Wolfgang Joop, Karl Lagerfeld usw., kamen ab den 2030er Jahren die echten emanzipierten Mode-Göttinnen zum Zuge. Solche, die kein Problem damit hatten, echte Frauen zu sein, mit ihrer Weiblichkeit in jeder Hinsicht zu spielen und dabei aber so selbstbewusst und individualistisch waren wie dazumal ihre männlichen Vorgänger. Begonnen hatte diese Strömung mit den unglaublich erfolgreichen Schmink-Video-Kanälen, aber irgendwann war echter, knallharter Geschäftssinn daraus geworden. Geschäftssinn ohne Inhalt ist freilich zum Scheitern verdammt. Aber Vanessa war eine der Frauen, die Inhalte liefern konnten. Sie lieferte nicht zu knapp. Ihre Kollektionen waren stets skandalös und genial zugleich. Pürgt war ein Name, der in einer Reihe mit Prada, Gucci, Versace usw. stand. Models, die für Pürgt arbeiteten, mussten Artistinnen sein. Sie wurden nicht danach ausgesucht, ob ihr Körper in das Mode-Raster passte, sondern danach, wie unangepasst sie waren. Pürgt war Rebellion, die sich sagenhaft verkaufte. Und Vanessa war die anarchistische Königin eines Reiches aus jenen echten Frauen, die den militanten Feminismus aus der Ecke der schmollenden Gleichberechtigungsforderungen in die Arena der Generation Wir-können-das-besser-als-jeder-Mann katapultiert hatten. Vanessa war vielleicht 1,70, so groß wie ich, drall und prall, zweifache Mutter (die Kinder lebten bei den Vätern), hatte glattes schwarzes Haar, schwarze Augen aber weiße, sehr empfindliche Haut. Ihr ...
... Blick war schneidend, ihre Stimme laut und was sie sagte, war stets eine Ansage. Mit ihr konnte man sich nicht anlegen, ohne hinterher die Welt nicht mehr zu verstehen. Sie argumentierte politisch so präzise, dass man sich hinterher irgendwie seziert fühlte. Und schließlich Michaela Patten. Von ihr war am wenigsten bekannt, obwohl sie eigentlich permanent irgendwo Schlagzeilen machte. Lockiges braunes Haar, hochgewachsen, stets weiße Blusen und Business-Mini-Röcke tragend, ein dunklerer Teint als alle anderen und vermutlich vermögender als anderen. Im Fernsehen war sie manchmal als Vertreterin der Wirtschaft zu sehen, sie hatte den Vorsitz in irgend einem wichtigen Industrieverband inne, ließ sich mit Privatjets nach Paris, Moskau, Tokyo, New York fliegen und telefonierte mit Unternehmer-Größen aus der ganzen Welt, als wären es alte Schulfreunde. Ihr ganzes Wissen schien in Zahlen codiert zu sein. Sie hatte Mathematik in Harvard oder Yale studiert und dann zwanzig Jahre in China gelebt, der heute mit Abstand stärksten Wirtschaftsmacht. Ihr weit verzweigtes Netzwerk aus Holdings und Investment-Häusern hatte die Aktienmehrheit an einigen sehr erfolgreichen europäischen und amerikanischen Unternehmen, aber Genaueres war nicht bekannt. Diese Frau konnte mit Geld umgehen, sie verstand internationale Geld- und Warenmärkte wie kein zweiter. Aber sie war so diskret, dass nicht einmal ihre engsten Vertrauen mehr von ihr wussten als das, was die Presse über sie schrieb. Nicht einmal ihr ...