1. Das Weinbacher Kaiserfest - Kapitel I


    Datum: 02.09.2018, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... Hand und einem breiten Grinsen im Gesicht trat sie aus dem kleinen Vorsprechzimmer hinaus in den Lichthof des Weinbacher Opernhauses, der noch immer gut gefüllt war mit Festspielbewerbern, die auf ihr Interview warteten. Sarah wartete schon auf sie, offenbar war sie auch schon fertig.
    
    "Sari!" rief Sanne und umarmte ihre beste Freundin. "Ich hab' ein total gutes Gefühl, ich glaub', die wollen mich unbedingt haben! Wie war's bei Dir?"
    
    "Ich weiß nicht... Eigentlich ganz gut, aber..."
    
    "Wie? Was kann denn bei Dir schlecht gelaufen sein? Hey, Du kannst alles was ich auch kann, und das meiste eher besser."
    
    Das stimmte. Sarah war genau wie Sanne im Reitverein und in der Renaissancetanzgruppe, und sie hatten gemeinsam an der Volkshochschule den Kurs für mittelalterliche Instrumentalmusik belegt, wo Sari wirklich glänzen konnte weil sie sowieso schon Geige und Flöte spielte, seit sie ungefähr vier Jahre alt war.
    
    "Ja, danke, nett, dass Du das sagst. Aber, Du weißt schon... ich habe dann doch nein gesagt..."
    
    "Was?" Sanne war entsetzt. "Auf die Nacktfrage?"
    
    "Psst", machte Sarah. "Nicht so laut! Ja. Ich wollte ja zusagen, aber die haben mir alle möglichen Schauergeschichten erzählt, dass dieses Jahr alles ganz anders sein soll als sonst, und dann habe ich mich doch nicht mehr getraut... Scheiße! Dabei will ich doch unbedingt mitmachen!"
    
    "Ach Sari... Sarilein! Kein Streß, die nehmen Dich bestimmt trotzdem! Du bist doch einfach die Beste! Die müssen Dich nehmen! ...
    ... Komm her!"
    
    Sanne umarmte und drückte ihre Freundin. Sie hatte einen Moment lang fragen wollen, was denn da angeblich dieses Jahr anders sein sollte, aber viel wichtiger war es jetzt, die arme Sarah zu trösten, die nun wohl keine Rolle bekommen würde...
    
    ***
    
    Sanne und Sarah verbrachten den Rest des Nachmittags in der Weinbacher Altstadt, flanierten durch die Läden und probierten zum Spaß ein paar hübsche Kleider an. Sarah wurde optimistischer und redete sich ein, dass sie bestimmt doch noch eine Chance hätte, im Sommer an den Festspielen teilzunehmen, und Sanne bestärkte sie in diesem Glauben, obwohl sie es besser wusste. Aber was nützte es Sarah, wenn sie jetzt schon unglücklich war, sie würde sich schließlich immer noch genug ärgern, wenn sie die Ablehnung dann im Briefkasten hatte.
    
    Es wurde sieben, bis Sanne wieder zuhause ankam, und ihre Familie war gerade dabei, sich aufs Abendessen vorzubereiten. Sie hängte die Jacke an die Garderobe, verstaute schnell ihren Rucksack in ihrem Zimmer und setzte sich an den Küchentisch, wo ihr Vater und ihr zwölfjähriger Bruder Michael schon dabei waren, Wurstbrote zu belegen und über einen Artikel im aktuellen "Kicker" zu quatschen. Sannes Mutter reichte ihr eine dampfende Tasse Kakao und setzte sich ebenfalls.
    
    "Und, wie war Dein Vorsprechen, Sanni?" fragte sie.
    
    "Es ist super gelaufen! Ich hab' echt ein gutes Gefühl!" sagte Sanne. "Ach ja... da fällt mir ein... ich brauche noch eine Unterschrift von euch!" Sie sprang wieder ...
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