1. Das Weinbacher Kaiserfest - Kapitel I


    Datum: 02.09.2018, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... "Kostüme" ausfielen, müsste sie womöglich absolut alles vor ihnen präsentieren. Eine nackte Brust würde es mit Sicherheit sein. Wahrscheinlich eher beide. Und gar nicht so selten mussten die Mädchen auch untenrum unbedeckt bleiben...
    
    "Na gut, Susanne. Ich trage das mal so ein. Aber ihnen ist klar, dass sie von zukünftigen Aufführungen ausgeschlossen werden können, sollten sie für eine dieser Rollen ausgewählt werden und am Ende doch noch einen Rückzieher machen. Die Leitung des Festspielvereins versteht da keinen Spaß, da könnten unter Umständen sogar hohe Vertragsstrafen fällig werden."
    
    "Das ist mir schon klar, ja. Keine Sorge, ich würde das durchziehen." Sanne hatte das Gefühl, knallrot angelaufen zu sein, aber sie lächelte tapfer und sprach mit fester Stimme. Natürlich wusste sie, dass die Gefahr sehr gering war, tatsächlich für so eine Rolle ausgewählt zu werden. Dank der guten Bezahlung fanden sich immer mehr als genug Bewerber dafür – meistens Frauen, die sowieso als Aktmodelle oder Stripperinnen arbeiteten. Bei wenigstens den letzten fünf Aufführungen war keine einzige Freiwillige herangezogen worden, und davor hatte es in der fast hundertjährigen Geschichte der Festspiele drei oder vier Fälle gegeben. Das Kreuzchen, das Frau Dr. Richter nun endlich auf dem Anmeldebogen eintragen sollte, war praktisch eine reine Formalität. Das Risiko war in Wirklichkeit minimal.
    
    Frau Dr. Richter wirkte immer noch skeptisch und sah Sanne einige unangenehme Sekunden lang in ...
    ... die Augen. Dann lächelte sie wieder und malte ein Kreuz auf das Formular.
    
    "Nun gut, Susanne," sagte sie. "Wenn Sie meinen, dass Sie das schaffen... Bitte entschuldigen Sie, wenn wir da so genau nachfragen. Wir müssen aber gerade bei dieser Frage ganz sicher sein, dass die Bewerberinnen es ernst meinen. Sie sind ja erst fünfzehn, die Mädchen in ihrer Altersgruppe sehen das normalerweise nicht ganz so entspannt wie Sie. Und sie glauben ja gar nicht, in was für eine organisatorische Bredouille wir kommen, wenn uns kurzfristig die Leute abspringen! Gerade dieses Jahr wird es sowieso nicht einfach, das können sie sich ja denken… Also, bittesehr, hier wäre dann ihr Anmeldebogen..."
    
    Sanne wunderte sich einen winzigen Moment lang, was Frau Dr. Richter mit ihrer letzten Bemerkung wohl gemeint hatte, kam aber nicht dazu, länger darüber nachzudenken. Die Ausschussvorsitzende deutete mit einem Kugelschreiber auf eine Linie auf der letzten Seite des Meldebogens.
    
    "Wir brauchen dann Ihre Unterschrift hier und... ihre Eltern müssten bitte noch hier die Einverständniserklärung ausfüllen, da sie ja noch nicht volljährig sind. Die können sie noch bis Ende des Monats per Post oder per Fax nachreichen. Und dann bleibt mir nur noch, Ihnen einen schönen Tag zu wünschen. Glück werden Sie ja wohl nicht brauchen. Ich nehme sehr an, dass wir uns dann bei den Proben sehen."
    
    Sanne unterschrieb, bedankte sich bei den Ausschussmitgliedern und verabschiedete sich. Mit den Meldeunterlagen in der ...
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