1. Laura Kraft 28


    Datum: 07.09.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bychicago4

    ... Seite. Nur wenige Schritte entfernt ging ein Mädchen in einem olivfarbenen Minirock Richtung Ausgang, dass genauso aussah, wie Sharon. Etwas größer zwar, mit mehr Oberweite und einem geradezu perfekten Körper. Aber die Ähnlichkeit war enorm. Wäre da nicht diese blondierte Strähne in der schwarzen Mähne gewesen. Und diese Art, sich zu bewegen, wie eine Wildkatze.
    
    „Was ist hier bloß los?", dachte Gini verwirrt.
    
    Eilig sprintete sie das Treppenhaus hinauf, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Sie hastete den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Als sie die Tür aufsperrte, hielt sie plötzlich inne. Seltsam. Was hatte sie nur gestört? Der Gang war leer, niemand da. Oder war etwa dieses Sharon-Double wieder zurückgekehrt? Nein, es war keine Bewegung, die Gini wahrgenommen hatte. Es war etwas an der Zimmertür gegenüber. Dort hing ein rotes „Bitte nicht stören" Schild. Jetzt war es gerade mal Mittag. Heute früh hing das Schild dort noch nicht. Es war also niemand, der morgens noch nicht so früh geweckt werden wollte. Es musste im Laufe des Vormittags angebracht worden sein. Aber wer checkt schon am Vormittag ein?
    
    Gini wusste nicht, was sie dazu bewegte, das Zimmer zu überprüfen. Das Schild war seltsam und dieses Mädchen, das Sharon so ähnlich sah wie eine Schwester, war ebenfalls seltsam. Gini brauchte nicht lange, um sich Zugang zu dem ominösen Zimmer zu verschaffen. Drinnen war es dunkel, das Fenster mit einer blickdichten Gardine verdeckt. Die Augen der Rothaarigen gewöhnten sich ...
    ... schnell an das diffuse Licht. Eine Gestalt lag reglos auf dem Bett. Ein Mädchen. Lange schwarze Locken, sehr schlanke Figur, weiße, enge Hose und vor den Brüsten verknotetes Top, bauchfrei. Gini beugte sich über das Mädchen. Sie lag da, als schliefe sie. Doch sie hatte die Augen weit geöffnet und starrte zur Decke.
    
    „Sharon!", flüsterte die Rothaarige.
    
    Keine Reaktion. Nicht mal die Pupillen bewegten sich. Gini rüttelte an ihr.
    
    „Sharon, was ist los mir dir?"
    
    Noch immer keine Reaktion. Gini hatte so etwas schon einmal gesehen. In letzter Zeit benutzte man ein von Curare abgeleitetes und chemisch verfeinertes Gift, um Menschen gefügig zu machen und unauffällig von A nach B transportieren zu können. Es erweckte den Eindruck, als begleite man einen hilflosen, kranken Patienten. Das Gift tötete nicht, sondern löste sich nach rund 24 Stunden auf, als wäre nichts geschehen. Die Rothaarige wusste, dass es ein Gegenmittel gab. Parathion, auch unter dem Begriff E-605 bekannt, in Verbindung mit Atropin. Dann nach ein paar Minuten Acetylcholin, das die Vorbereitung mit Parathion benötigt. Atropin um das Gift Parathion unter Kontrolle zu halten. Man muss wissen, in welcher Reihenfolge es angewendet wird und in welcher Menge. Und man muss wissen, wo man das Zeugs bekommt, ohne sich ausweisen zu müssen. E-605 gab es im landwirtschaftlichen Fachhandel. Atropin in der Apotheke. Nur Acetylcholin konnte man nirgends erwerben oder entwenden. Dafür gab es aber Mutter Natur. Acetylcholin ...
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