Alisha -- Vorgeschichte 03
Datum: 10.09.2018,
Kategorien:
BDSM
Autor: byAstrum Argenteum
... jemanden so schnell an mein Innerstes herangelassen, wie dich. Auch wenn das für dich vielleicht wie Hohn klingt, es ist die Wahrheit. Ich vertraue dir. Und ich möchte dass wir wieder zueinander finden. Auch wenn es schwierig ist. Ich möchte dass du verstehst, was in mir vorgeht. Warum es mich verletzt, wenn ich über mein Alter definiert werde. Weil der Mensch der ich bin, sich darauf nicht reduzieren lässt.
Ich bin jung, ok, aber ich habe mehr Scheisse erlebt als die meisten Menschen, die sich darüber empören, dass ich einen älteren Mann begehre. Mein Leben ist sehr schwierig und ich lebe nicht wirklich in Freiheit. Ich lebe in einer Art Institution, die mein Leben sehr stark einschränkt und kontrolliert. Es hat mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich leide an Depressionen und Borderline. Ich verletze mich selbst seit der achten Klasse. Nach unserem Streit ist es wieder ausgebrochen, ich war so verzweifelt, ich musste in die Notaufnahme. Ich schreibe dir das nicht, um dir ein schlechtes Gewissen zu machen, du hast KEINE SCHULD (!!!) daran. Aber ich möchte dass du weisst dass das was wir hatten mir zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl gegeben hat, dass ich verstanden werde, dass ich als der Mensch respektiert werde, der ich wirklich bin.
Ich werde dir meine ganze Geschichte erzählen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Jetzt kann ich es noch nicht, es belastet mich zu sehr und ich kann es dir nur erzählen, wenn du mir gegenübersitzt. Aber ich verspreche dir, ...
... dass es keine Geheimnisse mehr geben wird. Aber bitte, bitte melde dich wieder bei mir!
Alisha.
Ihr Brief überwältigte mich. Tränen liefen über mein Gesicht und ich kam mir so elend und schmutzig vor, wie selten zuvor in meinem Leben. Gleichzeitig verspürte ich eine brennende Sehnsucht nach ihr, danach ihrer Seele Linderung zu verschaffen. Und genau so sehr machte er mir Angst, der Abgrund an Schmerzen, der in ihren Worten zum Vorschein kam, und in den es mich unweigerlich hineinzog. Es gab die Stimme der Vernunft in mir, die laut schrie, lass die Finger von ihr, sie ist psychisch krank, sie braucht Hilfe, und keinen doppelt so alten Mann der ihrem Hang zur Selbstzerstörung Nahrung gibt.
Natürlich rief ich sie noch am gleichen Abend an.
Wir telefonierten mehrere Stunden, redeten über ihren Brief, unsere Gefühle und Ängste, und darüber, wie es für uns weitergehen könne. Sie hielt sich auch jetzt mit allzu viel Details über ihr Leben zurück, erklärte mir aber doch, dass sie in einem katholischen Internat ihre Schule absolvierte, in dem sie anscheinend ziemlich schlecht behandelt wurde, und dass sie auch keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hatte, nachdem „schlimme Dinge" passiert seien. Ich verstand nach und nach, wie komplex ihre Persönlichkeit wirklich war, und bekam einen Eindruck davon, wieviel Schmerzen sie in sich tragen musste.
Und vor allem merkte ich, dass ich ihr einfach nicht widerstehen konnte. Das Alter war ein Problem, aber irgendwie schien es auch ...