Angestrahlt
Datum: 11.09.2018,
Kategorien:
Medien,
Autor: AlexM
... verlagerte ich mein Gewicht auf das andere Bein. Ein Mann ging achtlos vorbei, kam aber sofort wieder zurück und schaute ins Schaufenster. Er musterte mich, Karo die Puppe, schüttelte den Kopf und ging weiter.
Die Temperatur an meinem Körper hatte durch die Strahler nunmehr einen gefühlten Wert von 60°C erreicht. Und mein Outfit begann unter der Hitze zu leiden.
Und dann passierte etwas, was nicht passieren durfte. Ich bemerkte, wie der Streifen, den mir Sandra über meine Spalte geklebt hatte sich allmählich zu Lösen begann. Ich sah mein Spiegelbild im Glas der des Schaufensters. Ich sah, wie der Streifen zu Beginn nur etwas weg stand, nach einer Weile leicht zur Seite rutschte und dann plötzlich ganz verschwunden war.
Jetzt war ich völlig nackt. Augenblicklich schoss mir der Gedanke durch den Kopf, meine Position zu verlassen und aus dem Schaufenster zu rennen. Aber wohin? Als nackte Schaufensterpuppe durch die Verkaufsräume rennen……? Langsam kroch eine nie gekannte Verzweiflung in mir hoch. Ich blöde Kuh, was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Nun stehe ich hier, nackt, vor Aller Augen und werde auch noch wunderbar angestrahlt. Schlimmer konnte es ja nun nicht mehr kommen.
Ein kleiner Junge stand plötzlich vor mir und zeigte mit dem Finger auf mich. Seine Mutter schaute mich an, schüttelte den Kopf und zog ihn von mir weg. Zwei Jugendliche blieben abrupt stehen und starrten mich an. Sie grinsten und musterten mich von oben bis unten. Sie riefen etwas, was ...
... ich aber nicht hören konnte.
Ein Paar blieb ebenfalls stehen und begann mich zu taxieren. – Mir wurde schlecht. Ich befürchtete jeden Moment umzukippen. Das war so nicht geplant. Der Plan…..Tinas blöder Plan, ging es mir durch den Kopf…..Was sollte ich denn jetzt nur machen?
Vor dem Schaufenster war ein ständiges Kommen und Gehen. Aber die Zeit hier drinnen in meinem gläsernen Käfig schien still zu stehen. Ich verharrt in einer art Leichenstarre. Dauernd blieben Menschen stehen und betrachteten mich. In Ihren Gesichtern konnte ich immer wieder die gleiche Frage lesen. „Ist die echt?“
Es half nichts, ich musste mich bewegen. Meine Hüfte schmerzte und mein linker Arm war eingeschlafen. So verlagerte ich mein Haltung ein klein wenig, was meinen Betrachtern natürlich nicht verborgen blieb.
Nun war es raus. Ich war ertappt. Die Menschentraube vor mir wurde größer und alle schienen nun auf meine nächste Bewegung zu warten. Kameras würden gezückt und die ersten Blitze waren zu sehen.
O.K., Karo, dachte ich mir, jetzt gibt es absolut kein Zurück mehr.
Christian, der am anderen Ende des Schaufensters in seine Arbeit vertieft war bekam von dem ganzen Trubel nichts mit.
Langsam stieg so ein `Leck mich am Arsch – Gefühl´ in mir auf. Ich merkte, dass sich meine Verkrampfungen allmählich lösten.
Ich bewegte mich unmerklich, was aber die Meute vor dem Fenster sofort erkannte und mit Applaus bedachte.
Ein PR – Gag! Schoss es mir durch den Kopf. Das war die Lösung. ...