Wenn die Nachtigall erwacht 05
Datum: 19.09.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: by_Faith_
... schaute sie in den Rückspiegel und beobachtete eine dunkle Limousine, die ihnen seit einiger Zeit gefolgt war.
»Glaubst du schon wieder, dass wir verfolgt werden?«, fragte Sven und ließ seinen Wagen über die Kreuzung rollen, an der er eigentlich anhalten wollte. Miriam antwortete nicht und beobachtete den verdächtigen Wagen im Rückspiegel.
Die dunkle Limousine bog an der übernächsten Kreuzung ab und verschwand in einer Seitenstraße, Miriam atmete erleichtert auf und lächelte verlegen zu Sven.
»Hätte ja sein können«, sagte sie, um ihren Verdacht zu rechtfertigen.
»Schuldest du irgendjemand noch etwas, oder hast du ein schweres Verbrechen begangen?«, fragte Sven misstrauisch.
»Nein«, antwortete Miriam leise und setzte sich wieder bequem in ihren Sitz.
»Warum hast du dann diesen Verfolgungswahn?«, hakte Sven nach, während er eine große Schleife durch die Innenstadt fuhr, um wieder zu der Kreuzung zu kommen, an der er Miriam immer absetzte.
Miriam atmete tief durch und schaute Sven an, um es ihm zu erklären. Dann senkte sie ihren Blick und schwieg einen Moment. Schließlich sagte sie: »gib mir einfach ein bisschen Zeit, O.K.?«
Sven schaute sie vorwurfsvoll an.
»Wir sind da«, sagte er und parkte mit laufendem Motor am Straßenrand.
»Ich würde zu gerne wissen, wie du wohnst«, sagte Sven zwischen zwei zärtlichen Küssen. Er sagte diesen Satz jedes Mal, wenn er Miriam nach Hause brachte, es war zu einem liebevollen Ritual geworden, bei dem immer das ...
... Gleiche passierte -- nämlich nichts. Miriam drückte ihre weichen Lippen noch einmal sehnsüchtig auf seine und öffnete die Autotür.
»Bald kannst du sehen, wie ich wohne. Du hast mich ja eben in unserem neuen Wohnzimmer gevögelt«, sagte sie sanft, stieg aus dem Auto, schlug die Tür zu und hauchte Sven eine Kusshand durch das Seitenfenster zu.
***
Der süßliche Latexgeruch stieg Miriam bereits an der Tür zu ihrer Unterkunft in die Nase. Sie trat ein, schaltete das Licht an, und sah einen dicken Wurzelstrang im Flur liegen. Wütend schob sie ihn zurück in die Abstellkammer, in der vor einigen Wochen das kleine Pflänzchen gekeimt war. V'nyx der IV. ragte mittlerweile bis zur Decke, und seine Wurzeln nahmen die Grundfläche des Raums ein. Aus dem beindicken Stamm entsprangen zwei Seitenarme, an denen regenschirmgroße Blüten emporragten. Unterhalb des Hauptstammes entsprangen unzählige Tentakel, die teilweise Armdick und viele Meter lang waren, oder nur fingerdick und deutlich kürzer. Manche Tentakel hatten große, ovale Blätter und verharrten starr wie Äste. Sie bewegten sich nur, um dem Stand der Sonne zu folgen. Andere Tentakel waren glatt und kahl, oder mit Saugnäpfen besetzt und konnte sich sehr schnell und zielgerichtet bewegen.
Die Blüten richteten sich auf Miriam aus, und blickten wie zwei riesige Augen auf sie hinab -- orangefarben, mit blauen Filamenten und penisförmigen Stempeln.
»Hör auf zu wachsen, bleib klein!«, rief Miriam, und wollte den Raum verlassen.
Ein ...