Weihnachten zu dritt
Datum: 01.10.2018,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
... Fritz schüttete sie in einen großen Behälter, der auf Rädern gelagert war. Dann verschwand er damit in einem rückwärtigen Anbau, den man von der Straße aus nicht hatte sehen können. Raus kam Fritz nicht mehr. Er hatte sie einfach stehen gelassen. Nicht gerade freundlich.
Angelas innere Uhr sagte ihr, dass es etwas Mittag sein musste. Also ging sie zum Haupthaus zurück. Henrich saß wieder am Tisch und blätterte in Unterlagen herum. Angela fand es schon etwas seltsam, besonders weil ich der Hof sicher nicht von alleine unterhielt. Sicher, das Essen produzierten sie selber, aber das war doch lange nicht alles. Strom, Wasser und alles andere mussten ebenfalls bezahlt werden. Woher kam also das Geld. Verkauft wurde jedenfalls nichts von dem, was hier angebaut wurde. Zumindest nicht genug.
„Ah, da bist du ja!", sagte Heinrich, als er sie sah, und lächelte sie an, so wie er es fast immer tat. „Na, was hast gemacht?"
Mit ein wenig Stolz in der Stimme antwortete Angela: „Fritz hat mir das Melken beigebracht. Ich habe alle Kühe alleine gemolken!"
Heinrichs lächeln wurde breiter. Es sah dabei aus, als wenn er sich über irgendetwas amüsierte.
„Was ist?", fragte Angela und sah Heinrich dabei an.
„Schon einmal etwas von einer Melkmaschine gehört?", fragte Heinrich belustigt. „Ich glaube Fritz sitzt immer noch irgendwo und lacht sich kaputt!"
Angela fand es gar nicht so komisch. Aber sie machte gute Mine zum bösen Spiel und meinte nur: „Dafür kann ich es jetzt, falls ...
... noch einmal der Strom ausfällt!"
Dann hob sie ihre Nase sehr weit hoch und stolzierte an Heinrich vorbei zur Treppe, um sich im Bad frisch zu machen.
Sie hörte Heinrich noch lachen, als sie die Badezimmertür zuschlug.
Fast schweigend nahmen sie das Abendessen ein. Angela war etwas eingeschnappt, besonders als sie merkte, dass sie Heinrich immer noch mit einem verschmitzten Lächeln ansah. Sie dachte nur, dass es doch wohl endlich reichte, aber Heinrich war wohl anderer Meinung.
Das schrie nach Rache. Sie tat es dadurch, dass sie später vor dem Kamin einfach nicht einschlafen wollte. Heinrich schien es zwar nicht zu stören, denn es war keine Nervosität zu erkennen, aber sie wusste innerlich, dass er nur darauf wartete. Später stand sie dann einfach auf, wünschte ihm eine gute Nacht und ging in ihr Zimmer. Dort zog sie sich um, legte sich ins Bett und grummelte noch etwas vor sich hin.
Noch etwas mehr verbittert war sie allerdings über sich selber. Da sie nicht wusste, ob Heinrich jetzt noch in ihr Zimmer kommen würde, hatte sie sich selber einer interessanten und erregenden Sache beraubt. So gesehen hatte sie sich wahrscheinlich selber mehr bestraft als Heinrich. So konnte Rache zum Bumerang werden. Dumm gelaufen.
Trotzdem lag sie noch eine ganze Weile wach und horchte angestrengt in die Dunkelheit. Aber sie vernahm nichts Außergewöhnliches. Dabei sehnte sie sich geradezu danach, dass die Tür aufgehen würde. Hoffte, dass Heinrich sie auch so noch einmal besuchen ...