1. Flugzeuge im Bauch 01


    Datum: 05.10.2018, Kategorien: Lesben Sex Autor: byjulietbravo

    Du bist den ganzen Tag schon unruhig. Im Büro kannst du dich kaum konzentrieren. Hast eine eMail zweimal geschrieben und es erst ganz zum Schluss gemerkt. Gott-sei-Dank noch bevor du auf den Send-Button gedrückt hast. Als du deinem Chef seinen Kaffee gebracht hast, zitterte deine Hand und du hast ein Dokument auf seinem Schreibtisch vollgetropft. Deine Entschuldigung ist gestammelt und undeutlich. Er hat dich nur verständnislos angeschaut - so kennt er dich gar nicht. Dann, auf dem Heimweg, trittst du in einen Gully und brichst dir den Absatz ab. Den rechten Absatz von deinen neuen, schwarzen, hohen Pumps, die du extra für heute gekauft hast. Extra für mich.
    
    Es ist jetzt drei Tage her, dass wir uns kennengelernt haben. Im Konzertsaal. Du kamst erst nach dem dritten Läuten, hochrote Wangen zeugten von deiner Eile, noch pünktlich zu sein. Kurzer, höflicher, etwas steifer Gruß nach rechts und nach links, zu mir. Ziehst den heruntergerutschten Träger deines Sommerkleids wieder korrekt über die Schulter. Dann kommt auch schon das Orchester, stimmt kurz, und schließlich der Dirigent. Hebt den Taktstock für Mahlers fünfte Sinfonie, eine Achterbahn der Emotionen: Beständiger Wechsel zwischen lyrischen und hektischen Partien. Beim Adagietto, dem wohl melancholischsten Stück Musik, was je in Noten gesetzt wurde, schaue ich zu dir. Ein Träne rinnt über deine Wange, kaum zu sehen im abgedunkelten Konzertsaal. Ich gebe dir mein Taschentuch, dein Blick dankt mir schweigend, du trocknest ...
    ... deine Tränen und riechst mein Parfüm in dem Stück Textil. Du musterst mich im Halbdunkel, verfolgst die Linien meines teuren Kostüms, das seidige Glänzen meiner Strümpfe, ich fühle deinen Blick mehr als dass ich ihn erhasche, während das Orchester die letzten Töne des Adagiettos verhaucht.
    
    Nach dem Konzert - 60 Minuten ohne Pause! - nickst du sofort wortlos, noch ehe ich meine Frage beendet habe, ob wir gemeinsam etwas trinken. Wir verlassen das klimatisierte Gebäude - draußen trifft uns die Schwüle des Sommerabends wie eine Keule. Wir laufen ein paar hundert Meter durch die belebte Altstadt - mein Gott, es ist Dienstag und fast 22:00 Uhr, was machen all diese Menschen hier? Unten am Fluß ziehe ich dich in mein Lieblings-Bistro. Hier ist es wieder ruhig und klimatisiert. Gino an der Bar zieht die rechte Augenbraue hoch zum Gruß. Ich gehe erst mal aufs Klo und ziehe meine Strümpfe aus - das ist bei diesem Klima nicht auszuhalten! Zurück zu dir an die Bar, wo sich ein Gespräch zwischen Gino und dir entwickelt hast. Du lachst hell auf - erzählt er etwa über mich? Ich komme näher und Euer Gespräch verstummt. Du trinkst Ginger Ale, ich einen Prosecco, viel zu schnell. Die Hitze! Nach dem ersten Glas biete ich dir das "Du" an, nach dem zweiten Glas ruht deine Hand auf meinem Unterarm, nach dem dritten Glas werfe ich lieber schnell einen Schein auf die Theke und ziehe dich hinaus in die Nacht.
    
    Es ist mittlerweile dunkel, aber kaum kühler. Ich hake mich bei dir unter - das ist ...
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