1. Der Prinz von Bel Hair


    Datum: 16.04.2024, Kategorien: Fetisch Autor: byGh0z

    ... führte mittig unter dem Damm ein kleiner Kanal. Das erneute Rufen konnte er nun deutlich wahrnehmen und schalte aus der Betonröhre. Ahnungslos, was ihn erwartete, schritt er auf das dunkle Loch zu. Es handelte sich definitiv um ein menschliches Rufen, auch wenn er nicht verstand, was die Person, die sich scheinbar in Not befand, von sich gab. Er fischte das Smartphone aus seiner Tasche und schaltete die Taschenlampe an. Er erschrak, als das Licht den kleinen Tunnel füllte. Eine offensichtlich sehr alte, wahrscheinlich verwirrte Frau blickte ihn mit großen Augen an.
    
    "Um Gottes Willen, was machen Sie denn hier?", fragte er in seinem Schreck. Es war ein hochgradig seltsames Szenario. Die hilfsbedürftige Greisin beantwortete ihm seine Frage nicht, sondern schaute ihn nur mit großen Augen an. Er ging zu ihr und stellte fest, dass sie sich in den aus dem Beton herausragenden Stahlstäben verhakt hatte. Neben ihr lag eine kleine Tasche, aus deren Öffnung ein seltsam geformtes Gefäß herausragte.
    
    "Moment, das haben wir gleich", sagte er halb zu ihr und halb zu sich selbst. Er löste ihre Kleidung und den überraschend festgezogenen Schal der alten Dame und stützte sie um sie aus ihrer misslichen Lage herauszuleiten.
    
    "Alles okay? Wie lange waren sie denn da drin? Muss ich einen Krankenwagen rufen?"
    
    Die Frau antwortete ihm nicht und schaute ihn nur an. Zwischen ihren Falten hoben sich ihre Mundwinkel in Dankbarkeit. Jetzt sah Jonas erst, WIE alt diese Frau sein musste. Ihr ...
    ... Anblick vermittelte den Eindruck, dass sie ein ganzes Jahrhundert gesehen hatte.
    
    Jonas wollte gerade erneut nachfragen, da nahm sie seine Hände in die ihrigen. Sie fühlten sich kalt und knochig an, doch ihre Augen vermittelten einen freundliche Wärme.
    
    Sie sagte etwas, das er nicht verstehen konnte. Er konnte nicht einmal zuordnen, in welche Region sich die gesprochene Sprache verorten ließ. Es klang anders als jede Sprache, die er jemals gehört hatte. Dann drehte sich die Frau um, schnappte sich die Tasche vom Boden und entfernte sich überraschend schnell von dem Schauplatz und ließ Jonas perplex zurück.
    
    Es brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass das gerade wirklich passiert war. Das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, machte sich in ihm breit und sorgte somit für ein großes Highlight in den letzten Wochen. Auch wenn die Situation geradezu absurd anmutete.
    
    Kurze Zeit später erreichte er wieder den Weg. Seine Laune wurde er noch besser, als er sich an den kleinen Kiosk am Bahnhof erinnerte. Er hatte sich ein Bier verdient.
    
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    Jonas nahm die Bierflasche von dem verschrobenen Typen in dem kleinen Laden entgegen und betrat den Bahnsteig, um zu sehen, welchen Zug er als nächstes nehmen würde. Die kalte Flüssigkeit rann seinen Hals herab, als er den Fahrplan studierte. Lediglich ein Fernstrecken-Zug ging in einer halben Stunde. Er würde in Richtung Norden führen, was Jonas ohnehin egal war, da er kein designiertes Ziel hatte. Er wollte sich gerade auf den Weg ...
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