Die einsame Highland Farm - Mai 23
Datum: 11.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... lachend geantwortet. "Na, wenigstens das Risiko gehst Du nicht ein. Ich kann mir keine bewaffneten Abwehrstellungen in den schottischen Highlands vorstellen. So weit ist die Unabhängigkeits-bewegung dort noch nicht."
Als ich am nächsten Tag den Ort Kinbrace mit seinen zehn Häusern passierte, begann der Himmel grau zu werden. "Vermutlich hat der Wetterbericht doch recht", murmelte ich zu mir selbst, "und es beginnt morgen wieder eine Regenphase." Ich fluchte innerlich, denn auf dem vor mir liegenden Streckenabschnitt gab es relativ wenig natürlichen Wind- und Regenschutz. Trotzdem widerstand ich der Versuchung, in Kinbrace den Zug zu nehmen. Ich vertraute meiner Ausrüstung und meiner mittlerweile gewachsenen Wandererfahrung.
Die Übernachtung im Zelt in der Nähe der nächsten Estate ging noch trocken, aber bereits ziemlich windig von statten. Als ich aber am nächsten Morgen die schmale Straße verließ und auf eine als Fahr- und Wanderweg kartierte Single-Trek-Road Richtung Süden abbog, begann es zu regnen. Unangenehmerweise nahm der Wind weiter zu, zudem hatte ich dummerweise vollen Gegenwind. Ich kämpfte mich weiter vorwärts. Ich wusste durch das Gespräch mit meiner letzten Wirtin in Forsinard, dass ich am Nachmittag eine ehemalige Estate erreichen würde, die nach einem Großbrand nicht mehr bewohnt würde. Vielleicht konnte ich dort trockenen Unterschlupf finden und dies jetzt Unwetterstärke erreichende Regengebiet aussitzen. "Wartet ja keiner auf mich", gestand ich mir ...
... fast verzweifelnd ein. "Da kann ich auch ein paar Tage warten." Proviant hatte ich Gottseidank genug dabei.
Zweieinhalb Stunden kämpfte ich mich auf der unbefestigten, zunehmend matschiger werdenden Straße Richtung Durran Estate als ich endlich Loch Durran und einige Häuser beziehungsweise Scheunen und Schuppen erkennen konnte. "Hoffentlich kann ich irgendein Scheunentor öffnen und mich gegen Regen und Wind schützen", murmelte ich zu mir selber, meinen letzten Wanderwillen mobilisierend, um das schützende Ziel zu erreichen. Die erste Scheune, die sich nach einem flüchtigen Blick durch ein halbblindes Fenster als Sägewerk identifizierte, war verschlossen. Als ich hoffnungsvoll auf eine zweite Scheune zulief, erkannte ich ein zu einem Drittel geöffnetes Tor, im Inneren schien - für mich vollkommen überraschend - Licht zu brennen. Als ich auf das Scheunentor zulief, trat plötzlich eine Gestalt in die Toröffnung, die aufgrund des Lichtscheins im Rücken nicht näher identifizierbar war. Sie trugt augenscheinlich Armeeuniform, nur die Mütze war durch eine schwarze Baseballkappe ersetzt, die das Gesicht vollkommen abschirmte. Sie hielt einen gewaltigen Schraubenschlüssel in der Hand.
"Was suchen Sie hier?" rief die Gestalt mir mit erstaunlich hoher Stimme zu, während ich mich mittlerweile mehr torkelnd als laufend der Toröffnung näherte.
"Schutz, einfach Schutz."
Die Gestalt machte plötzlich einen Schritt zur Seite. "Dann kommen Sie erst einmal rein. Hier drinnen regnet es ...