1. Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr


    Datum: 21.05.2024, Kategorien: Romantisch Autor: JoeMo619

    ... Eisenbahnprojektes, wir hatten für die Versorgung der Schutztruppe in der Tat den Hafen von Lumbo für eingeschmuggelte Versorgungsgüter genutzt. Zwar war die Schutztruppe wieder nach Norden marschiert, als Portugal aufgrund englischen Drucks spät auf alliierter Seite in den ersten Weltkrieg eingetreten war, aber der Friedensvertrag von Versailles war für das von innenpolitischen Konflikten geschwächte Land extrem enttäuschend gewesen. Vom deutschen Kolonialbesitz in Afrika hatte Portugal nur einen kleinen Zipfel Deutsch-Ostafrikas, das so genannte Kionga-Dreieck, zugesprochen bekommen.
    
    Muhammad Ali musste über seinen Vorschlag auch mit Una gesprochen haben, denn zwei Tage später erreichte ihr Brief Berlin. "Ich gehe dahin, wohin Du gehst", war ihr klares Statement. "Ich muss es nur können. Und Muhammad Alis Vorschlag ist eine Gelegenheit für uns, alle Hindernisse zu überwinden."
    
    Spätestens mit diesem Brief war mir klar, dass ich das Risiko einer Auswanderung in ein Land, dessen Sprache ich nicht sprach und eines augenscheinlichen Jobangebotes, welches ausschließlich auf meinem Vertrauen in meinen arabischen Händlerfreund aufbaute, eingehen wollte und musste. Ich machte mich an die Arbeit, die ich am meisten hasste: Spießrutenlaufen durch den Behördendschungel. Zunächst besorgte ich mir einen neuen deutschen Pass, denn mein alter stammte noch aus Kolonialzeiten und war längst abgelaufen. Mit diesem Pass beantragte ich bei der portugiesischen Botschaft in Berlin, die auch ...
    ... für alle Kolonien des Landes zuständig war, ein Arbeitsvisum, für das ich mittlerweile ein Einladungsschreiben der Gesellschafter der in Lumbo ansässigen Eisenbahngesellschaft vorlegen konnte. Nach sechs Wochen und zwei persönlichen Interviews hielt ich endlich das Visum in meinen Händen.
    
    Dann begann das Hauptproblem: wie konnte man auf bezahlbare Weise nach Lumbo im Norden Mozambiques reisen? Die Deutsche-Ost-Afrika-Linie der Hamburger Woermann-Reederei, die bis zum Krieg den kolonialen Schiffverkehr dominierte, hatte ihren Betrieb in dem Teil der Welt noch nicht wieder aufgenommen. Andererseits wollte ich aus Sicherheitsgründen als ehemaliger Schutztruppen-Reserveoffizier eineinviertel Jahre nach Kriegsende auf keinem britischen Dampfer reisen. So blieben nur die portugiesischen Reedereien selbst, für die man aber zunächst mit der Bahn quer durch Europa nach Lissabon reisen musste. Glücklicherweise lief die Reederei aber nicht nur die neue Hauptstadt Lourenço Marques im Süden der Kolonie an, sondern anschließend als Postschiff viele größere und kleinere Hafenorte, darunter Lumbo und die unmittelbar vorgelagerte Insel von Mozambique, die bis 1898 der Sitz der portugiesischen Kolonialverwaltung gewesen war.
    
    Das zweite große Problem, die Finanzierung der zweiten Auswanderungskosten, löste ich durch ein Arrangement mit meinen Brüdern. Ich übertrug meinen Anteil am Erbe meiner zu Kriegsende verstorbenen Eltern, das teilweise in meiner Heimatstadt Bromberg und damit im neu ...
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