Krieg und Liebe: Henschels Rückkehr
Datum: 21.05.2024,
Kategorien:
Romantisch
Autor: JoeMo619
... gebildeten Polen lag, auf meine Brüder und erhielt dafür ein zinsloses Darlehen, welches aus den Liquidationserlösen des Erbes getilgt werden sollte.
Am Donnerstag, den 17. Juni 1920, vier Jahre nach meinem Abmarsch aus Kigoma am Tanganjikasee und vierzehn Monate nach meiner Rückkehr nach Deutschland stand ich wieder auf afrikanischem Boden. Mein Gepäck bestand aus zwei Koffern, einer Reisetasche sowie zwei Kapitänskisten; neben einer kleinen Geldbörse kurz vor meinem 40. Geburtstag mein gesamter persönlicher Besitz. Die Grenzabfertigung im Zollgebäude des Hafens war einfach und unkompliziert, aber kaum hatte ich das kleine Gebäude verlassen, erwartete mich die erste Überraschung: ich wurde erwartet. Ahmed Abbas hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Begrüßung seines neuen Eisenbahndirektors persönlich im Hafen zu erscheinen, begleitet von zwei afrikanischen Dienern, die sich sofort des übersichtlichen Reisegepäcks annahmen.
"Herzlich willkommen", begrüßte mich der arabische Händler mit derselben Freundlichkeit und Offenheit, die auch sein Cousin Muhammad Ali mir gegenüber gezeigt hatte. "Ich freue mich, Euch als meinen Gast und meinen Freund begrüßen zu können, der unserer Familie so viel Gutes angetan hat."
Ich war überwältigt, ich hatte mit einem solchen Empfang wahrhaftig nicht gerechnet. Noch beeindruckter war ich von der Tatsache, dass Ahmed Abbas mich mit einem Automobil am Hafen abholte. Der arabische Händler reagierte lachend auf mein sichtbares Erstaunen. ...
... "Werter Freund, der Fortschritt hat mittlerweile Mozambique erreicht. Es gibt derzeit genau sechs Automobile in dieser Region und ich bin stolz, dass mein Buick das einzige amerikanische Automobil in dieser Gegend der Welt ist."
Das Auto legte die knapp drei Kilometer bis zum Haus des arabischen Händlers in vorsichtiger Fahrt auf einer schaurigen Sandpiste zurück, auf der das Auto jetzt, während der winterlichen Trockenzeit, eine beachtliche Staubwolke aufwirbelte. Ich bekam einen ersten Eindruck von Lumbo; es war kleiner und sichtlich ärmer als Kigoma und es machte einen absolut unorganisierten Eindruck. Anders als in ehemals deutschen und in allen britischen Kolonien Afrikas gab es keine ethnisch getrennten Stadtbezirke, die wenigen portugiesischen Kolonialbauten waren mit Ausnahme der katholischen Kirche wenig eindrucksvoll. Um so angenehmer überraschte mich, dass sich das Haus meines Gastgebers, der zugleich mein Arbeitgeber werden sollte, solide aus Ziegeln und von stattlicher Größe war; das ganze Anwesen war von einer sicherlich drei Meter hohen Mauer umgeben, die die Sicherheit und die Privatsphäre der Familie gewährleistete. Ahmed Abbas schien tatsächlich ein erfolgreiches Handelsgeschäft zu betreiben.
"Wir sind sehr glücklich, dass Sie zu uns gekommen sind", begann Ahmed Abbas das Gespräch, nachdem er sich mit mir zum arabischen Tee zusammengesetzt hatte. Der arabische Händler sprach ein leidlich verständliches Englisch, so dass eine direkte Unterhaltung ohne ...