1. Powerfrau


    Datum: 17.06.2024, Kategorien: Romantisch Autor: Schwarz-Bunt

    ... freute dass sie mit mir dann wieder eine Ganztagskraft haben würde. Das dann aber erst in 6 Wochen. Ich wunderte mich über Anna. So entspannt war sie damals nicht. Sie schaute zwar immer noch ab und an in irgendeine Akte rein, aber verfolgte weder Börsenkurse noch sonst was.
    
    So kam der Tag der Fahrt. Anna hatte schlecht geschlafen und so übernahm ich den meisten Teil der Fahrt, während Anna noch ein wenig dahindämmerte. Joe freute sich schon und war ganz aufgeregt, blieb aber trotzdem schön brav in seinem Kindersitz und spielte mit den afrikanischen Blechdosenfahrzeugen. Im Hotel (ein großes) wurden wir freundlich begrüßt und trugen uns da als Mann und Frau ein - dank des Namens ja auch kein Problem. Die Anrede der Empfangsdame korrigierten wir nicht. Sollten die doch weiter denken, wir wären Mann und Frau. Ich war ziemlich alle und schlief kurz nach dem späten Abendessen ein. Am anderen Tag war herrliches Wetter, was auf der Fahrt hierher noch nicht so war - da hatte es am Schluss gepladdert. Wir wanderten am Fluss entlang, und Nachmittags sahen wir Joe zu, der sich auf dem Hotelspielplatz vergnügte. Abends saß ich mit Anna noch auf dem Balkon. Ich fragte sie aus wie es damals in der Reha war und wie sie die Zeit meiner Abwesenheit gemeistert hatte und so. Ich wollte sie auch fragen ob sie in der Bank einen neuen Job hatte, aber ich traute mich nicht. Das sah ja alles schon so nach Degradierung aus. Am zweiten Tag ging es schon höher hinaus. Wir gingen einen nicht ...
    ... besonders weiten Weg, bei dem mehrere Almen wie auf einer Perlenkette aufgereiht waren. Jede hatte eine andere Spezialität zu bieten. Abends gab es ein heftiges Gewitter. Aber das war ja normal hier in den Bergen.
    
    Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit der Seilbahn hoch. Es stand der erste Gipfel an. Bis dahin musste man noch ein wenig laufen, und auch Höhenmeter hinter sich bringen, aber Joe hielt tapfer durch. Die Aussicht auf seinen ersten Gipfel in seinem Leben (abseits von Sandhaufen) war wohl ziemlich treibend. Schließlich stand er winzig klein, aber stolz, vor dem riesigen Gipfelkreuz. Wir machten natürlich Fotos, auch von uns allen. Die Seilbahn schaffte weitere Ausflügler heran. Plötzlich kamen drei bekannte Personen an. Eine Mutter aus dem Hotel mit ihren zwei Zwillingen. Joe hatte sie schon längst in sein Herz geschlossen und schon im Hotel mit denen gespielt. Ich bot mich an für Gipfelkreuzfotos und dann verschwanden Anna mit Joe und den beiden Mädchen zu der Schneefläche, die noch vom gestrigen Gewitter übrig war. "Wo ist denn ihr Mann?", fragte ich. "Ach, der hat bei so was immer Höhenangst und ist im Hotel geblieben". "Und, wo ist ihre Frau"? Ich schaute zu Anna. "Das ist nicht ihre Frau, oder"? "Woher wissen sie das denn"? "Weibliche Beobachtungsgabe. Sie hätten sie gern, und sie sie auch, das sieht man an ihren Blicken, aber ihre Gesten sind auf Distanz".
    
    "Es ist meine Ex-Frau", sagte ich. "Wollen sie das ändern"? "Ich weiß nicht. Vielleicht. Vermutlich ...
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